Leichtbau ist Schlüsseltechnologie für die globale Nachhaltigkeit

EMO Han­nover 2019 zeigt: Nach­haltigkeit und Leicht­bau sind im Maschi­nen­bau fest verankert.

GM joined forces with Autodesk to develop the first 3D-printed and functionally optimised seat holder. Photo: GM
GM joined forces with Autodesk to devel­op the first 3D-print­ed and func­tion­al­ly opti­mised seat hold­er.
Pho­to: GM

Frank­furt am Main, September2019. – Intel­li­gente Leicht­baulö­sun­gen fassen im Werkzeug­maschi­nen­bau zunehmend Fuß. Dabei ste­hen neue Geome­trien und Mate­ri­alien genau­so im Fokus wie die Sim­u­la­tion und der 3D-Druck. Wie Pro­duk­te im Kon­text von Leicht­bau und Nach­haltigkeit konzip­iert und gefer­tigt wer­den kön­nen, zeigen die Aussteller der EMO Han­nover an vielfälti­gen Beispielen.

Leicht­bau ist ele­mentar­er Bestandteil für nach­haltiges Han­deln. Er begin­nt bere­its weit vor der eigentlichen Her­stel­lung und zieht sich durch die gesamte Wertschöp­fungs­kette durch – vom Rohstoff bis zum fer­ti­gen Bauteil. Entsprechend frühzeit­ig set­zen sich die Unternehmen mit diesem The­ma auseinan­der. „Nach­haltigkeit ist ein zen­traler Bestandteil unseres Unternehmens. Die Mis­sion von Autodesk ist es, die Desig­nen­twürfe von Kun­den zu automa­tisieren und Prozesse zu entwick­eln, damit sie mehr und bess­er gestal­ten kön­nen – und das mit weniger neg­a­tiv­en Auswirkun­gen auf die Umwelt. Mit Autodesk-Tech­nolo­gie kön­nen Her­steller ihr Ergeb­nis verbessern und dazu beitra­gen, eine bessere Welt zu gestal­ten, indem die Mate­r­i­al- und Energieef­fizienz in ihren Design- und Her­stel­lung­sprozessen gesteigert wird“, sagt Stef­fen Krause, Tech­ni­cal Sales Man­ag­er beim Soft­wa­reen­twick­ler Autodesk.
Auch für Hain­buch, den schwäbis­chen Her­steller von Werk­stückspannlö­sun­gen aus Mar­bach, ist Nach­haltigkeit und damit auch die Verpflich­tung zur Umwelt selb­stver­ständlich und ein wichtiges Ele­ment der Fir­meniden­tität. So ist seit 2016 in den Umweltleitlin­ien eine Energie-Norm als soge­nan­nte Energiepoli­tik ver­ankert. „Damit reduzieren wir Emis­sio­nen und Abfälle, erhöhen die Energieef­fizienz, garantieren den sparsamen Umgang mit Ressourcen und die Reduzierung gefährlich­er Stoffe. Denn wir wollen die Pro­duk­te nicht nur qual­i­ta­tiv hochw­er­tig entwick­eln und pro­duzieren, son­dern auch umweltscho­nend und nach­haltig“, erk­lärt Ste­fan Nitsche, Leit­er Pro­duk­t­man­age­ment bei Hainbuch.

Leicht­bau ist eine wesentliche Voraus­set­zung für Materialeffizienz

Die 3D Micro Print GmbH aus Chem­nitz ist spezial­isiert auf die Her­stel­lung von Mikromet­all­teilen durch Mikro-Lasersin­tern und den Verkauf der zuge­höri­gen Maschi­nen. Für das säch­sis­che Unternehmen bedeutet Nach­haltigkeit auch, Pro­duk­te mit Funk­tion­sin­te­gra­tion zu entwick­eln und herzustellen und so einen Mehrw­ert für die Kun­den zu schaf­fen – ohne Ein­schränkun­gen bei den Mate­ri­aleigen­schaften und beim Pro­duk­tein­satz der Bauteile.
„Das Zusam­men­spiel zwis­chen neuen Geome­trien und neuen Mate­ri­alien ist essen­ziell, um mit Blick auf Leicht­bau und Nach­haltigkeit Pro­duk­te mit einem Mehrw­ert zu gener­ieren. An dieser Stelle bedarf es zudem ein­er fachgerecht­en Beratung, um dem Kun­den die Stellschrauben für die Pro­duk­ten­twick­lung und den Her­stell­prozess aufzuzeigen“, betont Thomas Klotz, Leit­er der Qual­itätssicherung bei 3D Micro Print.
Fest ste­ht: Der 3D-Druck ermöglicht den Leicht­bau und ist damit auch eine wesentliche Voraus­set­zung für Mate­ri­al­ef­fizienz. Mehrere Teile kön­nen dabei bere­its im Design zu ein­er Kom­po­nente zusam­menge­fügt wer­den. „Der Gen­er­a­tive Design-Ansatz von Autodesk ist ein wichtiges Werkzeug, das oft neue geometrische For­men schafft. Es hil­ft unseren Kun­den, Gewicht zu reduzieren und Teile zu kon­so­li­dieren. Gen­er­al Motors nutzte beispiel­sweise den Gen­er­a­tiv­en Design-Ansatz von Autodesk und die addi­tive Fer­ti­gung, um eine Sitzhal­terung neu zu gestal­ten. Das neue Teil bestand aus ein­er, statt wie vorher aus acht Kom­po­nen­ten. Es war darüber hin­aus 40 Prozent leichter und 20 Prozent sta­bil­er”, nen­nt Krause ein Beispiel für ein Bauteil, welch­es von Beginn an kon­se­quent unter Leicht­bauaspek­ten entwick­elt wurde.

Leichtere und kleinere Span­n­mit­tel ver­ringern die Kosten je Werkstück

Hain­buch entwick­elte für das Span­nen von Werk­stück­en beim Fräsen, Drehen und Schleifen ultra­le­ichte Span­n­mit­tel aus Car­bon. Diese sor­gen laut Unternehmen für eine höhere Pro­duk­tiv­ität, einen gerin­geren Energie­ver­brauch und eine Ent­las­tung des Maschi­nenantriebs. Dank des Werk­stoffs sind die CFK-Span­n­mit­tel um bis zu zwei Drit­tel leichter als die Standardausführung.
“Wir kön­nen fast alle Span­n­mit­tel als Car­bon-Vari­ante im indi­vidu­ellen Kun­den­bere­ich anbi­eten. Mit der mini-Bau­rei­he haben wir zudem Fut­ter entwick­elt, die eine gerin­gere Störkon­tur und gerin­gere Masse haben. Diese bei­den Fak­toren spie­len bei der Fer­tig­bear­beitung eine immer größere Rolle. Die Zugänglichkeit der Werkzeuge und ein gerin­ger­er Energie­ver­brauch zeich­nen ein mod­ernes und zukun­ft­sori­en­tiertes Span­n­mit­tel aus. Durch die dynamis­cheren Spin­delbeschle­u­ni­gun­gen verkürzt sich die Tak­tzeit. Und in Summe sinken die Kosten je Werk­stück”, beschreibt Nitsche die Lösungsan­sätze von Hain­buch. Auf der EMO wird das Unternehmen den manuellen Spann­stock Manok CFK Leicht­bau ausstellen, eben­so die mini-Fut­ter­bau­rei­he und viele weit­ere Neuheit­en, bei denen Nach­haltigkeit­saspek­te zum Tra­gen kommen.
Immer mit Blick auf den Leicht­bau fer­tigt 3D Micro Print durch den Ein­satz der Mikro Laser Sin­ter Tech­nolo­gie hoch­präzise Mikrobauteile aus Met­all und bietet dem Kun­den eine Pro­duk­ther­stel­lung aus ein­er Hand sowie einen ganzheitlichen Ser­vice. Das Port­fo­lio umfasst den Wis­sensaus­tausch, die funk­tionale Bauteil­in­te­gra­tion, das prozess­gerechte Design, die Fer­ti­gung von Seri­en­teilen sowie auf Nach­frage auch Mate­ri­alen­twick­lun­gen. Dabei sind die Ver­fahren für höchst auflösende und präzise Mikrobauteile im µm-Bere­ich aus­gelegt. Entwick­elt und gefer­tigt wer­den sowohl feine Git­ter­struk­turen als auch Geome­trien mit detail­lierten Innen­struk­turen. Entsprechende Lösungsan­sätze für ver­schiedene Branchen wird das Unternehmen auf der EMO in Han­nover vorstellen.

Kün­stliche Intel­li­genz, Vir­tu­al und Aug­ment­ed Real­i­ty sor­gen für agileres Arbeiten

Für Maschi­nen­bauer und deren Kun­den sind die The­men Nach­haltigkeit und Leicht­bau klare Wet­tbe­werb­svorteile in der Wertschöp­fungs­kette und deshalb essen­ziell. Dies bestätigt auch Autodesk-Tech­ni­cal Sales Man­ag­er Stef­fen Krause: „Mehr als 60 Prozent unser­er Kun­den haben Erfol­gs­fak­toren und Ziele, die an die Nach­haltigkeit geknüpft sind – Ten­denz steigend. Dies wird durch die Liefer­kette auch auf die Dien­stleis­ter übertragen.“
Autodesk hat sich auch vor diesem Hin­ter­grund dafür entsch­ieden, unter dem Dach der Automa­tisierung auf kün­stliche Intel­li­genz, Vir­tu­al und Aug­ment­ed Real­i­ty sowie 3D-Druck zu set­zen. Damit wer­den Design, Maschi­nen­bau und Sim­u­la­tion bis hin zu CAM, addi­tive Fer­ti­gung und Fab­rik­man­age­ment dig­i­tal vere­int. „Diese ein­heitliche Plat­tform löst die Silos zwis­chen den Diszi­plinen auf, ermöglicht agileres Arbeit­en zwis­chen den Inge­nieurteams und lässt die Her­steller wet­tbe­werb­s­fähiger wer­den”, unter­stre­icht Krause.
Auf dem Autodesk-Mess­e­s­tand auf der EMO wer­den sich Besuch­er anhand der Ausstel­lungsstücke ein Bild von der CAM-Soft­ware ver­schaf­fen kön­nen. So wer­den anspruchsvolle kom­plexe Bauteile mit Freiform­flächen zu sehen sein, die zeigen, welch hohe Ober­flächen­qual­ität sich mit damit erre­ichen lässt. Dazu gehören auch Beispiele für die hybride Fer­ti­gung, bei der addi­tive und sub­trak­tive Ver­fahren zusam­men­spie­len. Gezeigt wer­den zudem Exponate, die die Möglichkeit­en für Gen­er­a­tives Design ausloten.
Mit den richti­gen Entwick­lungstools und ein­er großen Por­tion Inge­nieur­swis­sen ist in punc­to Leicht­bau viel möglich. Lediglich die Physik set­zt Gren­zen. „Auf­grund unseres großen Erfahrungss­chatzes kon­nten wir bish­er alle Kun­de­nan­forderun­gen erfüllen. Der Leicht­bau, auch in Form von reduzierten Störkon­turen, stößt nur an seine Gren­zen, wenn die Haltkräfte, die Steifigkeit und die Präzi­sion nicht mehr gewährleis­tet sind“, unter­stre­icht Ste­fan Nitsche von Hain­buch. Thomas Klotz von 3D Micro Print ergänzt: „Leicht­bau stößt momen­tan dann an seine Gren­zen, wenn es sich um hoch­stan­dar­d­isierte Prozesse und Pro­duk­te han­delt, die keinen Spiel­raum für eine Steigerung der Per­for­mance zulassen.“

Mit Mess­daten­er­fas­sung Geome­trieab­we­ichun­gen entgegenwirken

Der 3D-Met­all­druck ist auch ein Kom­pe­ten­zfeld der Rolf Lenk Werkzeug- und Maschi­nen­bau GmbH in Ham­burg. Matthias Otte ist ver­ant­wortlich für den Bere­ich addi­tive Fer­ti­gung. Er erk­lärt, worauf es beim Her­stell­prozess ankommt: „Das Bauteil muss maßhaltig sein. Das heißt: Dem Verzug und der Schrump­fung durch das addi­tive Fer­ti­gungsver­fahren muss ent­ge­gengewirkt wer­den. Ein wichtiger Punkt dabei ist die optis­che Geome­trieer­fas­sung. Sie erlaubt uns eine schnelle Über­prü­fung eventuell vorhan­den­er Abweichungen.“
Mith­il­fe der optis­chen Messtech­nik ist das Unternehmen in der Lage, die kom­plette Prozess­kette der addi­tiv­en Fer­ti­gung zu unter­stützen und so pass­ge­nauer Bauteile zu fer­ti­gen. Dies begin­nt bei der Geome­trieer­fas­sung des Bauteils, geht weit­er über die Erfas­sung der Abwe­ichun­gen durch Verzug und Schrump­fung bis hin zur Ergeb­niskon­trolle des fer­ti­gen Bauteils. Bere­its während der Fer­ti­gung kön­nen Unge­nauigkeit­en gegenüber der Soll­ge­ome­trie fest­gestellt wer­den. Im Bedarfs­fall kann darauf dann auch schnell reagiert wer­den. Zur EMO wird das Unternehmen seine Kom­pe­ten­zen im Bere­ich 3D-Druck anhand ver­schieden­er Bauteile vorstellen.

Autorin: Annedore Bose-Munde, Fachjour­nal­istin aus Erfurt
Umfang: rund 9.200 Zeichen inkl. Leerzeichen

Kategorien: 2019, September