Der VDW-Podcast: Zukunftsfähige Industrie für und mit Menschen
Der VDW startet mit neuer Podcast-Reihe / Folge 1 zur resilienten Produktion
Der VDW (Verein Deutscher Werkzeugmaschinen-fabriken) kümmert sich um Themen, die unsere Industrie – und damit den Wohlstand unseres Landes – zukunftsfähig halten. Um mit aktuellen, gesellschaftlich relevanten Themen möglichst viele Menschen zu erreichen, öffnet er sich einmal mehr neuen Medien. Ab heute startet er die Podcast-Reihe Tech Affair – Industry for Future, bei der Vertreter aus Wirtschaft und Wissenschaft an einem Tisch sitzen und über neueste Entwicklungen und Ideen für eine Industrie mit und für Menschen debattieren. „Die deutsche Industrie ist ein wichtiger Eckpfeiler für unser aller Wohlstand“, gibt Dr. Wilfried Schäfer, Geschäftsführer des VDW, zu bedenken. „Die Unternehmen stehen vor großen Herausforderungen. Mit Tech Affair wollen wir daher Meinungen und Lösungen zu diesem Thema für jeden verständlich transportieren.“
Nur jedes fünfte Unternehmen in Deutschland zählt zum produzierenden Gewerbe, doch gemeinsam erwirtschaften sie fast 45 Prozent der Bruttowertschöpfung. Die Bedeutung der Produktion für den Wohlstand in unserem Land kann also kaum überschätzt werden. In der Öffentlichkeit ist diese Tatsache jedoch nur wenig präsent. Um möglichst viele Menschen für Themen rund um die Industrie zu interessieren, hat sich der VDW entschieden, Podcasts als weiteres Medium zu nutzen. Tech Affair widmet sich Fragen wie: Welche neuen Technologien haben das Zeug, unsere Industrie nachhaltig zukunftsfähig zu machen? Wie sehen morgen unsere Arbeitsplätze aus? Lernen wir aus den Krisen unserer Zeit? Mit der Covid-19-Pandemie haben derlei Themen quasi über Nacht eine ungeahnte Dringlichkeit erhalten.
Resilienz – Was heißt das mit Blick auf die Produktion?
Die erste Folge von Tech Affair: „Resilienz – Wege zur krisenfesten Industrie“, die heute online gegangen ist, widmet sich dem brandaktuellen Thema der Resilienz – ein Begriff, der den meisten wohl aus der Medizin oder Psychologie bekannt ist. Er steht für psychische Widerstandskraft und die Fähigkeit, schwierige Lebenssituationen ohne größere Beein-trächtigungen zu meistern. Resiliente Produktion ist in den vergangenen Jahren zu einem neuen Schlagwort geworden, das beschreibt, wie Unternehmen ihre Produktion ausrichten können, um gegen Krisen gewappnet zu sein und weniger störanfällig auf Änderungen in ihrem Umfeld zu reagieren.
Es gibt konkrete Maßnahmen, die Firmen ergreifen können, um resilienter und damit krisen-fester zu werden. Hierzu debattieren bei Tech Affair ein Wissenschaftler, eine Unternehmens-vertreterin und ein Berater, die jeweils ganz eigene Erfahrungen aus der derzeitigen Corona-Krise gezogen haben.
Prof. Peter Nyhuis, Vorstandsmitglied in der WGP (Wissenschaftlichen Gesellschaft für Produktionstechnik) und Leiter des Instituts für Fabrikanlagen und Logistik (IFA) der Leibniz-Universität Hannover, erläutert darin die Prinzipien einer Produktionsplanung und ‑steuerung (PPS), die weniger störanfällig auf einbrechende Märkte und wegbrechende Lieferketten reagiert. Er forscht seit vielen Jahren zur Wandlungsfähigkeit und Agilität von produzierenden Unternehmen. Mehrere WGP-Institute haben unter seiner Leitung kürzlich eine PPS-Studie herausgebracht, die das brachliegende Potenzial einer optimalen Planung und Steuerung der Produktion insbesondere auch für Krisenzeiten aufzeigen.
Diese Forschungsansätze ergänzen Dr. Tobias Heinen, Geschäftsführer und Gründer der Grean GmbH in Hannover. Er berät Unternehmen, wenn es darum geht, die Produktion effizienter und resilienter zu machen. Seiner Erfahrung nach hat Covid-19 unter anderem zu einer neuen, sich gegenseitig befruchtenden Gesprächsbereitschaft unter Unternehmern geführt. Er betont aber auch, dass bestimmte Konstanten in der Produktion nun keine Konstanten mehr sind. Melanie Wendt, Bereichsleiterin für Fertigung, Konstruktion und Logistik bei Engie Axima in Hamburg, einem Zulieferer im Schiffsbau, kann dem nur beipflichten und zeigt konkrete Beispiele auf, bei denen ein Überdenken bisheriger Gegebenheiten sogar zu effizienteren, kostengünstigeren und umweltschonenderen Prozessen geführt hat.
Bei dem VDW-Podcast Tech Affair geht es nicht nur um spannende Gespräche, sondern auch um einen echten Mehrwert. Die erste Folge „Resilienz – Wege zur krisenfesten Industrie“ gibt denn auch weiterführende Informationen mit auf den Weg. Denn seien es Pandemien, Wirtschafts- oder ökologische Wendepunkte: Die nächste Krise – darin sind sich die meisten Experten einig – kann gravierender ausfallen als die derzeitige.
Der Podcast zum Anhören: www.techaffair.de
BU: Moderatorin des VDW-Podcast Stefanie Burmeister (links im Bild), Techniker
Nicolas Söhnel-Cordt (rechts im Bild). Quelle VDW
Autorin und weitere Informationen: Gerda Kneifel, VDW-Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Tel. +49 69 756081–32, g.kneifel@vdw.de.
METAV 2020 reloaded geht im März 2021 an den Start
„Nach der erfolgreichen Durchführung des Caravan Salons in Düsseldorf mit einem gut durchdachten und funktionierenden Hygienekonzept – Chapeau an die Kolleginnen und Kollegen – sind wir sehr zuversichtlich, auch die METAV 2020 reloaded an den Start bringen zu können“, sagt Dr. Wilfried Schäfer, Geschäftsführer beim METAV-Veranstalter VDW (Verein Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken) in Frankfurt am Main. Die Messe musste aufgrund der Corona-Pandemie vom März 2020 auf den März 2021 verschoben werden. Sie findet nunmehr vom 23. bis 26. März in den Hallen 5, 6 und 7a statt.

„Die Hallen sind ausgebucht, denn die METAV 2020 reloaded wird dann die erste bedeutende Messe für die Zerspanung seit über einem Jahr in Deutschland sein. Die Aussteller fiebern darauf, endlich wieder mit Kunden in den persönlichen Kontakt zu treten“, so Schäfer weiter. Für eine erfolgreiche Durchführung der METAV 2020 reloaded spricht zum jetzigen Zeitpunkt, dass sie schwerpunktmäßig auf den deutschen Markt abzielt. „90 Prozent der Besucher kamen bei der letzten Veranstaltung aus dem Inland“, sagt Schäfer. „Sie können, ähnlich wie beim Caravan Salon, ihren Messebesuch sehr gut planen, können die Situation vor Ort gut einschätzen und sind nicht von Reisewarnungen betroffen.“
Über 400 Aussteller der METAV 2020 aus 25 Ländern sind der Veranstaltung treu geblieben und werden auch 2021 dabei sein. Allerdings müssen sie in andere Hallen auf dem Düsseldorfer Messegelände einziehen als ursprünglich geplant. „Das hat jetzt den großen Vorteil, dass wir die Messe komplett neu aufplanen müssen und dabei allen behördlichen Anforderungen mit unserem Hygiene- und Infektionsschutzkonzept nachkommen können“, sagt Martin Göbel, Leiter Messen im VDW. Grundlage dafür ist das Konzept Protaction der Messe Düsseldorf, das beim Caravan Salon seine Feuertaufe bestanden hat. Es umfasst unter anderem den ausschließlichen Verkauf von Online-Tickets, damit keine Wartezeiten an den Kassen entstehen und kein Bargeld ausgetauscht werden muss. Zudem wird die Zahl der Besucher über die gesamte Laufzeit kanalisiert. Pro Tag wird eine Höchstgrenze definiert. In den Hallen selbst gibt es breitere Gänge und eine Wegeführung wie im Straßenverkehr, damit der Mindestabstand eingehalten werden kann. In den Hallen wird die Luft regelmäßig ausgetauscht, so dass Frischluftqualität garantiert ist. Daneben gibt es noch eine Vielzahl weiterer Sicherheitsmaßnahmen, die das Tragen des Mund-Nasen-Schutzes, das Verhalten im Restaurant, den Weg zur Messe und zurück und vieles mehr betreffen. „Wir sind überzeugt, mit der Umsetzung dieses Konzepts die Gesundheit von Besuchern, Ausstellern und Mitarbeitern bestmöglich zu schützen“, sagt Göbel.
Daniel Setka, Leiter Marketing bei der J.G. Weisser Söhne GmbH in St. Georgen, freut sich auf die METAV 2020 reloaded: „Nachdem viele Messen bedingt durch die Corona-Pandemie abgesagt werden mussten, freuen wir uns nun wieder über die Möglichkeit zum persönlichen von Austausch mit unseren Kunden und Interessenten. Es ist an der Zeit, dass Messen ihren Zweck als Impulsgeber und Begegnungsplattformen wieder erfüllen. Die METAV bietet eine fantastische Basis, um unsere Produkte und Lösungen einem breiten, fachkundigen Publikum präsentieren zu können. Die Qualität der METAV-Besucher und der Gespräche ist immer sehr hoch.“
Optimistisch ist auch Christian Thiele, Leiter Kommunikation der Paul Horn GmbH in Tübingen: „Die ersten Messen und Veranstaltungen, die seit Beginn der Corona-Pandemie wieder stattfanden, haben gezeigt: Präsenzveranstaltungen können wieder erfolgreich sein – mit Hygienekonzept und vertretbaren Einschränkungen. Die besten Lösungen entstehen nun einmal weiterhin im persönlichen Dialog und genau hier spielen Messen auch künftig ihre Stärken aus. Aus diesem Grund freuen wir uns auch über die Signale unserer Kunden, nach Düsseldorf zu kommen. Ich bin überzeugt, dass die METAV 2020 reloaded für Besucher und Aussteller gleichermaßen eine sichere und verantwortungsvolle Plattform bietet, in den Dialog zu treten und gemeinsam zum optimalen Ergebnis zu kommen.“
Die METAV 2020 reloaded wird im Rahmenprogramm die Themen Digitalisierung und Automatisierung, Start-ups und Schnittstellenkommunikation mit umati aufgreifen. Darüber hinaus werden aktuelle Trends thematisiert, die derzeit noch in Planung sind.
Bis zur METAV 2020 reloaded lädt der VDW einmal pro Monat zu Thementagen im Rahmen der METAV Web-Sessions ein. Den Auftakt machen die Thementage Software am 06. und 07. Oktober. Die Thementage bieten den METAV-Ausstellern eine sehr gute Möglichkeit, im Vorfeld der Veranstaltung ihre Produkte und Lösungen exklusiv ins Rampenlicht zu rücken und Fachbesucher neugierig zu machen. Den Besuchern wiederum erlaubt die Teilnahme an den METAV Web-Sessions eine sehr viel gezieltere Vorbereitung ihres Messebesuchs, denn sie können bereits vorab ihre individuellen Fragen und Probleme im Chat adressieren, die dann auf der Messe im persönlichen Gespräch diskutiert werden.
Fünf Tage und 100 Vorträge später: METAV-Aussteller können auch im Web-Format begeistern
Die METAV Web-Sessions haben ihre Feuertaufe mit Bravour bestanden. Nicht nur inhaltlich wurde unter dem Motto „let’s talk about innovation“ eine Menge Interessantes zu vielfältigen Themen und Trends in der Produktion geboten, auch technisch lief dieses erste virtuelle Großereignis in der Metallbearbeitung weitgehend reibungslos ab.

Über 80 Aussteller der METAV 2020 reloaded haben sich in der vergangenen Woche ihren Kunden in jeweils 30-minütigen Web-Sessions, teils in Englisch präsentiert. Die Vorträge informierten über alles, was wichtig ist in der Produktion, von der Maschinenhardware über die Software, von den Komponenten bis zu den Dienstleistungen.
Dass dies gut angekommen ist, zeigte sich am Ende der Woche. Jeder der knapp 1.600 Besucher aus über 60 Ländern hat im Schnitt etwas über drei Sessions besucht. Insgesamt wurden etwa 5.000 Sessions gebucht. „Das Feedback aller Beteiligten war außerordentlich positiv und zeigt, dass unsere Aussteller ihre Kunden auch im Web-Format begeistern können“, freut sich Stephanie Simon, Projektreferentin Messen beim Veranstalter VDW und Organisatorin der METAV Web-Sessions.
Alma Zichner beispielsweise, beim Softwareentwickler PSI in Berlin für Marketing verantwortlich, sagt: „Die METAV Web-Sessions waren durch ihre schnelle Planung und Umsetzung eine gute Möglichkeit, mit unseren Kunden in Kontakt zu treten. In der Vorbereitung unserer Referenten auf diese digitale Vortragsform haben wir uns super unterstützt gefühlt. Die Länge der Vorträge macht das Format spannend und kompakt.“
Und Philipp Dahlhaus, Leiter Produktmanagement bei der Paul Horn GmbH in Tübingen, ergänzt: „Die METAV Web-Session ist in diesen außergewöhnlichen Zeiten eine sehr gute Möglichkeit, unseren Kunden und Interessenten aktuelle Themen näherzubringen. Auch der reibungslose Ablauf hat uns überzeugt.“
Vorangegangen war eine intensive Kampagne, um die Veranstaltung weltweit bekannt zu machen. Aufgrund der kurzen Vorbereitungszeit wurde sie hauptsächlich über Online-Kanäle verbreitet. Dabei haben die teilnehmenden Firmen kräftig unterstützt, in dem sie ihre Kunden ebenfalls intensiv informiert und eingeladen haben. „Das hat sich wirklich gelohnt“, resümiert Simon. Registriert hatten sich Kunden aus A wie Argentinien bis W wie Weißrussland. Spitzenreiter waren nach Deutschland die Besuchergruppen aus Indien, der Schweiz, Österreich, Spanien und den Niederlanden. Dabei waren manche Firmen in Klassenstärke vertreten. Auch Vertreter illustrer Namen waren dabei wie etwa ABB, BFW aus Indien, BMW, Daimler, Festo, HP, Kami aus Südkorea bis hin zu Liebherr und Linde weltweit.
Durch ihr Format, vielen Anbietern ähnlich wie auf der realen METAV nebeneinander eine Plattform zu bieten, ist es mit den METAV Web-Sessions gelungen, einen Spannungsbogen aufzubauen. Er soll bis zur METAV 2020 reloaded im März des kommenden Jahres fortgeschrieben werden. „In dieser Krisenphase haben uns die Web-Sessions ermöglicht, neben unseren Kunden auch ein breiteres Publikum anzusprechen. Die METAV Web-Sessions schaffen nicht nur ein gemeinsames Forum für verschiedene Aussteller, sondern bündeln auch digitale Angebote unter einer Marke”, bestätige Charlotte Breitwieser, Marketingleiterin bei der Datron AG in Darmstadt. Christian Weiler, Leiter Entwicklung, Industrie-Partner GmbH Radebeul-Coswig, sagt abschließend: „Auch wenn das digitale Format zunächst ungewohnt ist, sind wir froh über diese Möglichkeit und würden wieder daran teilnehmen.”
Weitere Web-Sessions geplant
Die Gelegenheit dazu wird sich bald ergeben. „In regelmäßigen Abständen wird der VDW bis zur METAV 2020 reloaded aktuelle Messethemen in eintägigen Sessions vertiefen“, kündigt VDW-Geschäftsführer Dr. Wilfried Schäfer an. In Kürze werde das Konzept dazu veröffentlicht und zeitnah die Einladungen verschickt.
Weitere Informationen: Stephanie Simon, Projektreferentin Messen im VDW, Tel. +49 69 756081–53, s.simon@vdw.de.
Lage der deutschen Werkzeugmaschinenindustrie sehr angespannt
Im ersten Quartal 2020 sank der Auftragseingang der deutschen Werkzeugmaschinenindustrie im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 25 Prozent. Dabei gingen die Bestellungen aus dem Inland um 22 Prozent zurück. Die Auslandsorders verloren 27 Prozent.
„War die Werkzeugmaschinennachfrage im vergangenen Jahr aufgrund verschiedener Friktionen in der Weltwirtschaft bereits stark rückläufig, ist sie zu Beginn des laufenden Jahres weiter gefallen“, kommentiert Dr. Wilfried Schäfer, Geschäftsführer des VDW (Verein Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken), Frankfurt am Main, das Ergebnis. Und dabei sei der Corona-Effekt in den Büchern noch gar nicht richtig spürbar. Er werde erst in den kommenden Monaten durchschlagen, so Schäfer.
Der Auftragsrückgang fällt in der Zerspanungstechnik, die einen breiten Kundenkreis bedient, mehr als doppelt so hoch aus wie in der projektgetriebenen Umformtechnik. Einen kleinen Lichtblick bietet das Inlandsgeschäft am aktuellen Rand. Es ist überraschend stark um 4 Prozent gestiegen. Dies ist vornehmlich auf Bestellungen von Bearbeitungszentren und Pressen zurückzuführen.
Regional betrachtet sind nur die Bestellungen aus Amerika, speziell aus Mexiko, im ersten Quartal aufgrund von Automobilprojekten im Plus. Unter den Top-15 Märkten haben die Bestellungen aus sechs Ländern zugelegt. Das sind die USA, Mexiko, Russland, Japan, Kanada und die Niederlande. „Russland war einst der drittgrößte Markt für unsere Branche. Durch die Wirtschaftssanktionen waren die Geschäfte stark rückläufig. Umso erfreulicher, dass Russland jetzt in der Krise einen positiven Beitrag leisten kann“, berichtet Schäfer.
Der Umsatz ist im ersten Quartal ebenfalls um 18 Prozent gefallen. „Das entspricht genau unserer Prognose vom Februar dieses Jahres“, fährt Schäfer fort. „Die Entwicklung der Aufträge zeigt jedoch bereits jetzt, dass dies nicht reichen wird. Derzeit gehen wir davon aus, dass sich die Lage im zweiten Halbjahr verbessert, vorausgesetzt die Lock-down-Regelungen werden weiter zurückgefahren und die Produktion normalisiert sich. Davon wird abhängen, wo die Branche Ende des Jahres stehen wird“, sagt er abschließend.
Medizintechnik erfordert langen Atem
Erst Brexit, Handelskriege und der Strukturwandel in Schlüsselindustrien, jetzt die Corona-Pandemie – selbst für erfolgsverwöhnte Werkzeugmaschinenhersteller bauen sich derzeit bedrohliche Szenarien auf. Auf der Suche nach Märkten, die nach wie vor Wachstumsraten versprechen, gerät die Medizintechnik schnell in den Fokus. Doch ist ein kurzfristiger Einstieg überhaupt denkbar? Niklas Kuczaty, Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft Medizintechnik im VDMA, ist da eher skeptisch: „Die Medizintechnik ist eine sehr komplexe Branche. Wer hier Fuß fassen will, braucht engagiertes, entschlossenes Handeln und vor allem einen langen Atem, bevor sich Investitionen auszahlen.“
Gegenwärtig erscheint die Medizintechnik als Perle in der deutschen Industrielandschaft. Hohe Innovationsfreudigkeit und Investitionsbereitschaft gehen einher mit der konjunkturunabhängigen und selbst in Corona-Zeiten zuverlässig steigenden Nachfrage. Doch wo viel Licht ist, gibt es auch Schatten. Kaum eine Branche ist stärker reglementiert. Mit der neuen europäischen Medizinprodukteverordnung (Medical Device Regulation, MDR) wurde die Messlatte noch einmal höher gelegt. Werkzeugmaschinen, die für die Fertigung von Implantaten und chirurgischen Instrumenten oder etwa für mikrogefräste Prothesengeometrien eingesetzt werden, müssen ein Höchstmaß an Präzision und Zuverlässigkeit bieten. Qualitätssicherung spielt die entscheidende Rolle. Das Thema Gesundheit lässt keine Kompromisse zu. „Wer in die Medizintechnik einsteigen will, muss wissen, worauf er sich einlässt“, betont Christian Rotsch, Leiter der Abteilung Medizintechnik beim Fraunhofer-Institut für Werkzeugmaschinen und Umformtechnik (IWU), Dresden/Chemnitz. Eine Zertifizierung nach ISO 9001 sieht er als Grundvoraussetzung an. Das Fraunhofer IWU selbst ist nach der ISO 9001 und der Qualitätsmanagementnorm ISO 13485 für Medizinprodukte zertifiziert.
Fertigungsverfahren und Materialien im Mittelpunkt
Das Fraunhofer IWU ist an zahlreichen Projekten im Bereich der Medizintechnik beteiligt, wobei vor allem Fertigungsverfahren und Materialien, aber auch die Biomechanik und die Überführung von Projektergebnissen in die klinische Behandlung im Fokus stehen. Die interdisziplinäre Zusammenarbeit ist dabei ein Muss. Unter anderem geht es um die Technologienentwicklung für spanende, abtragende und umformende Verfahren in der Präzisions- und Mikrofertigung. Daneben werden etwa knochenähnliche Strukturen erforscht, die sich durch zellulare Strukturen zum Beispiel aus Metallschaum oder mit Hilfe generativer Fertigungsverfahren herstellen lassen. Durch Massivumformung wird versucht, Materialeigenschaften zu verbessern. Wenngleich immer häufiger additive Fertigungsverfahren zum Einsatz kommen, um etwa individualisierte patientenspezifische Implantate zu realisieren, so sieht Rotsch den hohen Anteil konventioneller Verfahren nicht gefährdet. „Ohne Zerspanung und die entsprechenden Werkzeugmaschinen wird es auch zukünftig nicht funktionieren“, betont der Wissenschaftler.
An den Projekten, an denen die Chemnitzer Wissenschaftler arbeiten, sind seitens der Werkzeugmaschinenhersteller sowohl mittelständische als auch große Unternehmen beteiligt. Christian Rotsch sieht sehr gute Chancen für KMU, mit Speziallösungen und Sondermaschinen etwa im Bereich der Mikro- und Endbearbeitung erfolgreich zu sein. Gefragt seien zudem komplette Prozessketten, möglichst mit Roboterunterstützung, die Rotsch als ein „lohnendes Betätigungsfeld mit großem Nachfragepotenzial“ sieht.
Höchste Qualität prozesssicher herstellen
Das belegt ein Beispiel der Firma Exeron aus Oberndorf am Neckar, Systemlieferant von Senkerodier- und Hochgeschwindigkeits-Fräsmaschinen. In Zusammenarbeit mit Erowa (Büren, Schweiz) und Certa Systems (Nürnberg) entwickelte das Unternehmen eine verfahrensgemischte Automationszelle für Aesculap, Tochterunternehmen des B. Braun-Konzerns und Hersteller von Produkten aus dem Bereich Chirurgie, Orthopädie und interventioneller Gefäßmedizin mit Sitz in Tuttlingen. Aesculap hat das Problem, dass benötigte Bauteilgeometrien mitunter so klein, filigran und verwinkelt sind, dass sie sich nicht mehr fräsen lassen, sondern senkerodiert werden müssen. Durch manuelle Umrüstprozesse drohte zudem immer die Gefahr, dass sich Ungenauigkeiten einschleichen. Exerons Fertigungskombination Fräsen, Senkerodieren, Reinigen und Messen, der Zuwachs an Präzision und Geschwindigkeit durch das Nullpunktspannsystem von Erowa sowie die Automatisierung im Fertigungsverbund durch das Prozessleitsystem von Certa Systems brachten die gewünschte Genauigkeit.
Entscheidend sei, so Udo Baur, Vertriebsleiter Deutschland und Europa bei Exeron, dass man sich auf die besonderen Bedürfnisse dieser sensiblen Branche einstelle und auch bereit sei, ungewöhnliche Wege zu beschreiten oder besonderen Service zu bieten. Dazu gehört die Unterstützung bei der Produktfreigabe. So wurde die Automationszelle zunächst bei Exeron in Betrieb genommen und erst nach erfolgter Produktfreigabe an Aesculap übergeben. „Wir kennen unsere Kunden und ihre hohen Anforderungen“, sagt Baur, „aber wir bringen auch das Know-how und die Maschinen mit, um diese Anforderungen zu erfüllen.“
Spezielle Anforderungen erfordern eigene Herangehensweise
Von den sehr speziellen Anforderungen an Werkstoffe, Bearbeitungskonzepte und Werkzeuglösungen berichtet auch Christian Thiele, Pressesprecher der Hartmetall-Werkzeugfabrik Paul Horn. „Die Erfahrungen aus anderen Branchen können nur begrenzt übernommen werden“, sagt er. Horn sei in einigen Themenfeldern mit speziellen und einzigartigen Werkzeuglösungen unterwegs, zum Beispiel beim Wirbeln von Knochenschrauben. Der Präzisionswerkzeughersteller konnte durch Innenkühlung des Wirbelwerkzeuges die Standzeiten deutlich erhöhen und gleichzeitig die Gefahr eines Spänestaus verhindern. In der Medizintechnik dient das Wirbeln der Herstellung von genauen und formstabilen Knochenschrauben aus Titan und rostfreien Stählen. Spezielle Lösungen bietet Horn darüber hinaus für die Bearbeitung von chirurgischen Instrumenten mit besonders geschliffenen Fräswerkzeugen oder mit speziellen Fräsern mit hoher Frästiefe und sehr schmaler Schneidbreite für chirurgische Zangen. Das Unternehmen forsche zudem im Bereich der Schneidstoff-Beschichtungslösungen für Werkstoffe in der Medizintechnik und in Verbindung mit den Schnittbedingungen bei Medizinprodukten. Auch Christian Thiele hebt dabei das hohe Niveau des Qualitätsmanagements hervor, ohne dass es bei der Herstellung anspruchsvoller Medizinprodukte nicht geht.
Aufwand für Medizinprodukte steigt weiter
IWU-Experte Christian Rotsch befürchtet, dass der Aufwand für neue Produkte im Bereich der Medizintechnik künftig noch extrem steigen werde. Bereits jetzt sei zu spüren, dass die Anforderungen durch die Medical Device Regulation die Hersteller von Medizinprodukten zunehmend „stressen“ und sie dies auch an Maschinenhersteller und Zulieferer weitergeben. Dennoch ist Rotsch überzeugt, dass sich der Einstieg in die Medizintechnik für Werkzeugmaschinenhersteller und Zulieferer weiterhin lohnt. Neue Impulse sieht er durch additive Verfahren, sofern die Nachbearbeitung automatisiert werden kann, durch die Integration neuer Funktionen sowie den Trend von Massen- zu Individualprodukten. Wichtigster Erfolgsfaktor für die Unternehmen bleibe jedoch stets die Frage: Wie können wir die regulatorischen Aspekte und die Qualitätssicherung gestalten?
Die Firma Paul Horn ist bereits seit vielen Jahren in der Medizintechnik engagiert, der Anteil am Gesamtumsatz dürfte auch in Zukunft steigen. Waren Automotive und Medizintechnik schon bisher die stärksten Säulen des Unternehmens, so zeigt sich gegenwärtig die Medizintechnik als stabile Branche im Bereich der Metallbearbeitung. Durch Corona entstehen zum Teil kurzfristige und sehr eilige Anfragen, wie das aktuelle Beispiel eines Kunden zeigt, der sich mit Zerspanungsproblemen bei der Herstellung von Bauteilen für eine Herz-Lungenmaschine an Paul Horn wandte. Um hier schnell und zuverlässig handeln zu können, bleibt der Betrieb bei Paul Horn in allen Bereichen aufrecht erhalten. Doch dürfe man nicht vergessen, sagt Thiele, dass die Nachfrage nach Werkzeugen, die etwa bei der Herstellung von Implantaten und Hüftgelenken gebraucht werden und von denen im Moment nur einfach weniger die Rede ist, keineswegs nachlasse.
Von den Wachstumsperspektiven der Medizintechnik ist auch VDMA-Experte Niklas Kuczaty überzeugt, auch wenn nicht damit zu rechnen sei, dass sie jemals das Volumen der Automobilbranche erreicht. Dafür ist sie deutlich weniger konjunkturabhängig. In jedem Fall müssten Unternehmen, die sich für den Einstieg entscheiden, davon ausgehen, dass sie mindestens zwei bis drei Jahre investieren müssen, bevor sich ein Erfolg einstellt. Der lange Atem zahle sich aber aus, so Kuczaty, wenn nicht gleich, dann vielleicht rechtzeitig vor der nächsten Krise.
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Autorin: Cornelia Gewiehs, freie Journalistin, Rotenburg (Wümme)
Das sagen die Aussteller zu den METAV Web-Sessions
Nadine Cömert, Solidline: „Jetzt ist die Zeit zum Auftanken und zur Startvorbereitung. Nutzen Sie die METAV Web-Sessions, um Inspirationen für Ihr Unternehmen und Ihre Prozesse zu finden. Bei Google finden Sie, wonach Sie suchen, bei den Web-Sessions jedoch Lösungen, die Sie vielleicht noch gar nicht kannten.“
Andreas Lindner, Bimatec-Soraluce: „Heutzutage verändern sich die Aufgaben produzierender Betriebe schneller denn je. Braucht man deshalb enorm viel Erfahrung, um präzise und effizient zu arbeiten? Was können Sie tun, wenn Sie einen erfahrenen Maschinenbediener verabschieden müssen und ein neues Projekt beginnen wollen? Diese Fragen möchte ich Ihnen gerne beantworten. Ich freue mich auf das digitale Kennenlernen zahlreicher Zuhörer und bin gespannt auf Ihre Rückfragen.“
Nicole Rüffer, Isra Vision: „Auch ohne physische Präsenz auf der METAV sind unsere Fortschritte in der Produktentwicklung für das METAV-Publikum wichtig, um deren Wettbewerbsfähigkeit zu sichern; vielleicht sogar wichtiger als sonst. Die METAV Web-Sessions sind daher in der gegenwärtigen Situation die beste Möglichkeit für das breitere Publikum, sich über unsere Innovationen zu informieren.“
Steffen Kirchenbauer, Zeltwanger: „Wir freuen uns auf das Erlebnis, die X‑Cell WB auf diesem Wege vorzustellen und nach der langen Zwangspause wieder direkt mit unseren Kunden, Geschäftspartnern und Interessenten in Kontakt treten zu können.“
let’s talk about innovation
Vom 15. bis 19. Juni 2020 lädt METAV-Veranstalter VDW (Verein Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken), Frankfurt am Main, zu den METAV Web-Sessions unter dem Motto „let’s talk about innovation“ ein. „Nachdem die METAV 2020 aufgrund der Corona-Pandemie um ein Jahr verschoben werden musste, wollen wir Besuchern und Ausstellern mit den METAV Web-Sessions einen Ausgleich bieten“, sagt VDW-Geschäftsführer Dr. Wilfried Schäfer. Frühzeitig vor der METAV reloaded im März des kommenden Jahres bieten die METAV Web-Sessions eine Plattform für Anwender aus der Metallbearbeitung, sich über Innovationen in der Produktionstechnik auf dem Laufenden zu halten.

METAV Web-Sessions starten am 15. Juni 2020 – digitale Plattform für die Metallbearbeitung informiert über Lösungen für die Produktion in der Zeit nach Corona
„Die größte Herausforderung für die Industrie besteht darin, wie Unternehmen ihre Produktion nach dem Lock-down wieder hochfahren, ihren Absatz stabilisieren und schnell lieferfähig werden können“, beschreibt Schäfer die Situation. Deshalb hätten die METAV-Aussteller in kürzester Zeit die Einladung des VDW angenommen, denn mit den METAV Web-Sessions haben sie die Chance, den Dialog mit ihren Kunden wieder aufzunehmen und darzustellen, welchen Beitrag ihre Produkte für die Neuaufstellung der Produktion leisten können. Jasmin Herter, Pressesprecherin bei der Gühring KG in Albstadt, sagt: „Mit dem Vorstoß des VDW, die METAV Web-Sessions ins Leben zu rufen, werden Hindernisse zu Chancen gemacht und neue Wege gegangen, die wir bei Gühring weiter ausbauen möchten. Wir freuen uns darauf, die Möglichkeiten einer virtuellen Messe auszuloten und diese mitzugestalten.“
Fast 90 Firmen werden an fünf Tagen von 09.00 bis 18.00 Uhr Fachvorträge zu den Themenschwerpunkten Digitalisierung, Präzisionswerkzeuge, Werkzeugmaschinen und Systeme, Software, Messtechnik und Qualitätssicherung, additive Fertigung, Komponenten und Systeme, Medizintechnik und Dienstleistungen halten, in Deutsch und teils auch in Englisch. „Damit sind die METAV Web-Sessions komplett ausgebucht“, freut sich Stephanie Simon, Projektreferentin Messen und Organisatorin der Veranstaltung. Wie auf der richtigen METAV könnten Besucher zwischen den Anbietern vergleichen, selbstverständlich Fragen stellen und mit den Produktionsexperten diskutieren, erläutert sie weiter. „Wir freuen uns sehr auf spannende und inspirierende Vorträge, denn die Aussteller können mit vielen verschiedenen Formaten von der Powerpoint-Präsentation über Bilder, Videos, Simulationen und vieles mehr arbeiten“, sagt Simon. Sie ist überzeugt, dass die Corona-Krise durchaus auch die Chance berge, Erfahrungen mit neuen Webformaten zu sammeln, die reale Messen zukünftig ergänzen könnten.
METAV Web-Sessions: gute Ergänzung im Marketing-Mix
Das sieht Udo Hipp, Marketingleiter bei der Berthold Hermle AG in Gosheim ähnlich: „Wir sehen mit den METAV Web-Sessions einen guten Weg, mit Interessenten und Kunden in Kontakt zu treten und zu bleiben und sind gespannt auf die Resonanz und auch auf das Feedback. Die Web-Sessions sind sicherlich auch zukünftig eine gute Ergänzung im Marketing-Mix.“
Tatsächlich haben digitale Veranstaltungsformate derzeit Hochkonjunktur. „Mit unserem Partner IndustryArena und einem motivierten Team ist es uns sehr schnell gelungen, eine leistungsfähige Plattform für die
METAV Web-Sessions zu entwickeln und die vielen Vorträge über eine Woche digital abzubilden“, sagt Schäfer. Bereits jetzt sei es schon gelungen, die METAV Web-Sessions auf der Angebotsseite zum digitalen Topereignis der Metallbearbeitung zu entwickeln, was die Anzahl der Aussteller und die Breite des Themenspektrums betrifft.
Die Webseite www.metav-websessions.de ist jetzt online gegangen. Interessenten können sich dort über das komplette Programm informieren und sich anmelden.
Weitere Informationen: Stephanie Simon, Projektreferentin Messen im VDW, Tel. +49 69 756081–53, s.simon@vdw.de.
umati wird zur Weltsprache der Produktion

Künftig werden VDMA und VDW die Nutzung und Verbreitung von OPC UA Standards für den gesamten Maschinenbau unter der Marke umati gemeinsam voranbringen.
„Die branchen- und technologienübergreifende Vermarktung bringt unsere Kunden einen Riesenschritt voran“, begründet Dr. Wilfried Schäfer, Geschäftsführer des VDW (Verein Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken), die Strategie auf der gemeinsamen Pressekonferenz beider Verbände in Frankfurt am Main.
„Produzierende Unternehmen haben nicht nur Werkzeugmaschinen, sondern einen individuellen Mix an unterschiedlichen Maschinen und Anlagen, Robotern und Systemen. Befinden sich all diese Technologien in einem gemeinsamen Ökosystem, das Plug-and-Play-Lösungen schafft, spart das den Endanwendern viel Zeit und Geld“, so Schäfer weiter. Hartmut Rauen, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des VDMA (Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau), ergänzt: „17 Fachverbände arbeiten in mehr als 30 Gruppierungen an ihren technologiespezifischen Schnittstellen, den so genannten Companion Specifications. Diese hohe Beteiligung bildet die Basis für echte, offene Interoperabilität zwischen Maschinen und Softwaresystemen, vom Shop-Floor bis in die Cloud. Nur der VDMA hat die Power, die dazu notwendige Integrationskraft unterschiedlichster Domänen der Produktionswelten zusammenzuführen.“
OPC UA Companion Specification for Machinery erscheint noch 2020
Frühzeitig hat sich der Maschinen- und Anlagenbau auf OPC UA als Standard für den Datenaustausch festgelegt. Denn OPC UA bietet einen einheitlichen Rahmen für die Interoperabilität zwischen Maschinen und Systemen. Über einen Bottom-up-Ansatz wurde deutlich, dass Grundelemente für einen großen Teil des vielfältigen Produktspektrums im Maschinen- und Anlagenbau einheitlich definiert werden müssen. Das einfachste Beispiel ist die Maschinenidentifikation, also Merkmale wie etwa Hersteller, Seriennummer, Baujahr und Maschinentyp.
Deshalb arbeiten verschiedene Bereiche im VDMA, dazu gehören Elektrische Antriebstechnik, Kunststoff- und Gummimaschinen, industrielle Bildverarbeitung, Metallurgy, Robotik und Werkzeugmaschinen, an der Grundlagen-Companion Specification OPC UA for Machinery. „Sie wird noch im laufenden Jahr in der ersten Version veröffentlicht“, kündigt Hartmut Rauen an, „Dieses Fundament bringt Geschwindigkeit und Kompatibilität.“
umati spricht den Endkunden an
In diesem Prozess vorne mit dabei war auch die Werkzeugmaschinenindustrie. Bereits 2017 wurde eine Initiative zur Erarbeitung einer standardisierten, offenen Schnittstelle vorgestellt. Auch hier entschied man sich rasch für OPC UA als Basistechnologie. Nur zwei Jahre später wurde auf der EMO Hannover in einem Showcase mit 70 Partnern aus zehn Ländern der Beweis angetreten, dass die Anbindung von 110 Maschinen an 28 Softwaredienste, die dezentral über das Messegelände verteilt waren, praktisch per „plug and play“ funktioniert. Darüber hinaus hat der VDW mit dem Label umati – universal machine tool interface bereits 2018 die Marke lanciert, mit der Kunden weltweit angesprochen werden können.
Zwischenzeitlich sind im VDMA und seinen Partnerorganisationen zahlreiche weitere OPC UA Companion Specifications entstanden. Um diesen mehr Sichtbarkeit zu verschaffen und sie noch stärker in die Anwendung zu bringen, wird umati als Community für die Nutzung und Vermarktung von OPC UA Companion Specifications nun auf den gesamten Maschinen- und Anlagenbau ausgeweitet.
Der neue Name lautet umati – universal machine technology interface und steht für das Leistungsversprechen einer interoperablen Produktion. umati bezeichnet eine Marke und ein Label für eine Community, die sich für die Verbreitung der OPC UA-Standards im Maschinen- und Anlagenbau zusammengeschlossen hat. Sie bildet einen Rahmen für gemeinsames Marketing, Öffentlichkeitsarbeit, die Demonstration von Use Cases und die Ansprache von Endkunden. Basis dafür ist die eigentliche OPC UA-Schnittstellenstandardisierung in vielfältigen Zweigen des Maschinen- und Anlagenbaus. „Für den Werkzeugmaschinenbau sprechen wir deshalb künftig von der jeweils aktuellen Version der OPC UA Companion Specification for Machine Tools“, erläutert Wilfried Schäfer vom VDW.
Die nächsten Schritte umfassen die weitere Optimierung der jeweiligen Companion Specifications sowie die Verbreitung der jeweiligen Standards und den Aufbau von Showcases auf Messen. Um die Alltagstauglichkeit der OPC UA Standards in der Produktion gegenüber der vielfältigen Kundenwelt zu demonstrieren, wird der umati-Showcase praxisnah, die branchenübergreifende Nutzung verschiedener OPC UA Standards demonstrieren.
„Wir rechnen schon in der zweiten Hälfte dieses Jahres mit den ersten konkreten Produkten, die den Kunden Konnektivität auf Basis der OPC UA Specification for Machine Tools zur Verfügung stellen“, sagt Schäfer. „Umso wichtiger ist es für unsere Partner, dass auch die Entwicklung der umati-Community diesem Fahrplan folgt und kräftig für Sichtbarkeit und Wahrnehmung sorgt“, ergänzt er weiter.
Darum kümmern sich VDW und VDMA künftig gemeinsam. „Die Fertigungsleiter dieser Welt müssen darauf vertrauen dürfen, dass die Maschinen unterschiedlichster Hersteller die gleiche Sprache sprechen und sie den Anspruch von umati – Connecting the World of Machinery – umsetzen können“, resümiert Rauen abschließend.
Ansprechpartner für weitere Informationen
Andreas Faath, VDMA Forum Industrie 4.0, Tel. +49 69 6603–1495, andreas.faath@vdma.org
Dr. Alexander Broos, VDW Forschung und Technik, Tel. +49 69 756081–17, a.broos@vdw.de
Berufsausbildung trotz Coronakrise – digitale Lernplattform für Azubis aus dem Maschinen- und Anlagenbau stark gefragt
Mit ihrer Lernplattform „MLS – Mobile Learning in Smart Factories“ fördert die Nachwuchsstiftung Maschinenbau (NWS MB) das digitale Lernen im Rahmen der Aus- und Weiterbildung. Ausbildungsinstitutionen und ‑betriebe erhalten nun bis zu den Sommerferien einen kostenfreien Zugang zu der Online-Plattform. Bereits nach kurzer Zeit stieß dieses Angebot auf eine riesige Resonanz. Die Anzahl der täglichen Nutzer stieg innerhalb einer Woche um 600 Prozent.

Nachwuchsstiftung Maschinenbau unterstützt Fortführung der Ausbildung in den Metallberufen
Viele Unternehmen müssen innerhalb kürzester Zeit ihre Prozesse und Abläufe an die dramatischen Entwicklungen infolge der Coronakrise anpassen. Dazu zählt auch die Berufsausbildung. „Wir suchen nach Möglichkeiten, unseren Auszubildenden trotz dieser sehr herausfordernden Situation Ausbildungsinhalte unabhängig vom Lernort Betrieb bereitzustellen“, erläutert Peter Bauer, Ausbildungsverantwortlicher bei der Schenck Process Europe GmbH in Darmstadt. Dieser akute Bedarf hat die Nachwuchsstiftung Maschinenbau dazu bewogen, ihre Online-Plattform „Mobile Learning in Smart Factories“ (MLS) allen Interessierten bis zum Beginn der Sommerferien kostenfrei zur Verfügung zu stellen. „Als Nachwuchsstiftung Maschinenbau sehen wir uns in der Verantwortung, unsere Unternehmen und ihre Auszubildenden in dieser schwierigen Situation aktiv zu unterstützen“, erklärt NWS-MB-Standortleiter Andre Wilms.
Digitales Lernen für Industrie 4.0
Wesentliche Motivation für die Entwicklung der MLS-Plattform war es, die Berufsausbildung zu vereinfachen und zu digitalisieren. Mit wenigen Klicks können Ausbilder Aufgaben erstellen, die individuell auf die Bedarfe ihrer Azubis zugeschnitten sind. Mit Lernzielkontrollen – die beispielsweise Multiple-Choice-Tests, Fachbegriffsabfragen und Lückentexte umfassen – besteht die Möglichkeit, den Lernfortschritt zu überprüfen und zu dokumentieren. Dies vereinfacht die Betreuung der Auszubildenden und schafft wertvolle zeitliche Ressourcen im Ausbildungsalltag. Auf diese Weise ermöglicht die MLS-Plattform, die Kommunikation zwischen Lehrenden und Lernenden zeitgemäß und effizient zu gestalten. Sie dient zugleich dazu, dass Azubis ihre Fähigkeiten mit Blick auf eigenständiges und kollaboratives Arbeiten ausbauen können – Kompetenzen, die für Industrie 4.0 essenziell sind.
Anzahl der Interessenten in die Höhe geschossen
Auch bisher war die MLS-Plattform schon sehr gefragt. Seit der Markteinführung 2018 setzen bereits mehr als 100 Unternehmen und Berufsschulen auf MLS, darunter die Deutsche Bahn, Andreas Stihl, Mahle International, Miele und Rolls Royce. Nachdem die NWS MB Mitte März 2020 die Industrie über das Angebot zur kostenfreien Nutzung der MLS-Plattform informiert hat, löste sie einen wahren Ansturm an Anfragen aus. Innerhalb kürzester Zeit stieg die Anzahl der täglichen Nutzer um 600 Prozent. Viele Unternehmen waren auch geradezu begeistert. Erwin Krajewski, Leiter der Berufsausbildung bei der Voith Group in Heidenheim, schrieb beispielsweise: „Liebe Kolleginnen und Kollegen der Nachwuchsstiftung Maschinenbau, das ist eine Superidee von euch. Herzlichen Dank im Namen meiner Ausbildermannschaft. Wir werden eure Plattform in den kommenden Wochen ausgiebig nutzen.“
Dieses Angebot steht allen Ausbildungsinstitutionen und ‑betrieben bundesweit zur Verfügung. Sie können die MLS-Plattform uneingeschränkt, kostenfrei und ohne automatische Vertragsbindungen zunächst bis zum Beginn der Sommerferien nutzen. Interessenten melden sich bitte per E‑Mail unter mls@nws-mb.de oder telefonisch unter Tel. +49 7071 795 286 57 bei der Nachwuchsstiftung Maschinenbau. Zudem bietet die Nachwuchsstiftung Maschinenbau Lehrenden und Lernenden die Möglichkeit, sich in Live-Präsentationen und Webinaren unter https://bit.ly/2WOVg5c über den Umgang mit der Online-Plattform zu informieren. „Wir hoffen, dass viele unser Angebot nutzen“, erklärt Wilms. „Auf diese Weise können wir nicht nur dazu beitragen, dass die Berufsausbildung in der aktuellen Krise weitergeht, sondern auch die Digitalisierung in der Ausbildung voranbringen.“
Weitere Informationen bei Andre Wilms, Nachwuchsstiftung Maschinenbau,
Tel. +49 5205 74 2555, E‑Mail: andre.wilms@mws-mb.de
Über die Nachwuchsstiftung Maschinenbau
Die Nachwuchsstiftung Maschinenbau gGmbH mit Sitz in Frankfurt am Main, Bielefeld und Tübingen wurde 2009 gegründet (in Trägerschaft des VDMA und VDW). Sie engagiert sich für die Gewinnung und ‑förderung von jungen Menschen im Maschinen- und Anlagenbau. Schwerpunkte der Stiftungsarbeit sind die Beratung, Weiterbildung und Qualifizierung von Ausbildern und Lehrkräften sowie die enge Verzahnung von Wirtschaft, Schule und Politik. Bisher arbeitet sie mit 675 Unternehmen aus dem Maschinen- und Anlagenbau zusammen, verfügt über ein Netzwerk von 382 beruflichen Schulen und zählt über 7.900 Teilnehmer ihrer Weiterbildungsangebote. Auf den großen Branchenmessen – der Hannover Messe, der METAV in Düsseldorf, der EMO Hannover und der AMB in Stuttgart – wurden über 125.000 Schülerinnen und Schüler sowie ihre Fachlehrer über Berufschancen und neueste Branchenentwicklungen informiert.
Serviceangebot: Wichtige Informationen rund um Corona & Covid-19
Um Mitglieder in der gegenwärtigen Situation immer auf dem aktuellen Stand zu halten, hat der VDMA die Fokusseite Coronavirus & Covid-19 in Betrieb genommen. Tagesaktuell wird dort über politische Maßnahmen auf nationaler und internationaler Ebene sowie Hilfsangebote informiert. Auch die Erreichbarkeit des VDW sowie seine Dienstleistungen für Mitglieder sind ohne Einschränkungen gewährleistet.

Covid-19 hat die Welt fest im Griff. Durch die Ausbreitung des Coronavirus muss die Werkzeugmaschinenindustrie mit weiteren Auswirkungen auf die Produktion rechnen. Ob Quarantänemaßnahmen im In- und Ausland, geschlossene Grenzen, verschobene oder abgesagte Messen, Kurzarbeit oder stillgelegte Werke – die Lage ist unübersichtlich und kann sich stündlich ändern. Auch ist auf Erfahrungswerte nur bedingt Verlass: da es sich im Gegensatz etwa zur Finanzkrise von 2008 nicht um eine systemische Krise handelt, sondern um einen exogenen Schock, lässt sich der Kreis der Betroffenen kaum eingrenzen und werden neue politische und wirtschaftliche Antworten gefunden werden müssen.
Wichtige Informationen zu Auswirkungen von Covid-19 auf unsere Branche hat der VDMA deshalb auf seiner Webseite zusammengestellt. Unter www.vdma.org/corona finden Sie Berichte zum politischen Geschehen im In- und Ausland, Neuigkeiten etwa zu finanziellen Unterstützungsmaßnahmen oder auch Programmen wie der Rückholung von Mitarbeitern aus dem Ausland. Die Seite wird tagesaktuell gepflegt, deckt die gesamte Bandbreite unternehmerischer Fragestellungen ab und wird ständig erweitert – wir empfehlen sie ausdrücklich zur Lektüre!
Als Verband wissen wir aber auch, dass Unternehmen in Zeiten besonderer Herausforderung Abstimmungsbedarf in unterschiedlichen Themenbereichen sehen und persönliche Rücksprache schätzen. Deshalb werden wir unseren Mitgliedern in den kommenden Wochen wie gewohnt mit Rat und Tat zur Seite stehen. Konkret heißt das: Die Geschäftsstelle des VDW ist besetzt und während der bekannten Geschäftszeiten vollumfänglich erreichbar. Mitarbeiter, die aufgrund der besonderen Situation im Homeoffice tätig sind, erreichen Sie ebenfalls über die Ihnen bekannten E‑Mailadressen und Telefonnummern. Für Sie als Mitglied ändert sich am gewohnten Serviceangebot des VDW also nichts!
Änderungen ergeben sich aufgrund der aktuellen Situation nur bei Präsenzveranstaltungen. Der VDW befürwortet ausdrücklich die Entscheidung der Bundesregierung vom 16. März 2020, alle Veranstaltungen bis nach Ostern aufgrund der dynamischen Entwicklungen von Covid-19 abzusagen. Unsere geplanten Mitgliederveranstaltungen und Gremiensitzungen werden deshalb bis auf weiteres auf Webkonferenzen umgestellt. Die ersten Meetings mit Firmen und Instituten zeigen, dass wir hiermit den Dialog produktiv aufrechterhalten können. Sobald neue Informationen vorliegen, werden wir diese umgehend an die Gremien und unsere Mitglieder weiterleiten.