IMTS 2018 ist Indikator für hohe Investitionsneigung in Nordamerika

Mitte Sep­tem­ber fand die IMTS (Inter­na­tion­al Machine Tool Show) in Chica­go statt, die größte und bedeu­tend­ste Ver­anstal­tung für die Met­all­bear­beitung in Nor­dameri­ka. Der US-amerikanis­che Werkzeug­maschi­nen­ver­band AMT, Organ­isator der Show, würdigte ihren Erfolg mit Über­schriften wie „Boom­ing Man­u­fac­tur­ing Econ­o­my“ und „Vis­i­tors have cap­i­tal and are ready to invest!“. Das Beschaf­fungsver­hal­ten bre­it­er Anwen­derkreise in den USA richtet sich tat­säch­lich auf die Ver­anstal­tung. Ein Anstieg der Nach­frage nach Uni­ver­saltech­nolo­gie wird bere­its für den US-Auf­trag­sein­gang des drit­ten Quar­tals erwartet. Investi­tio­nen in Son­der­an­la­gen und Pro­jek­te soll­ten sich in den Ergeb­nis­sen für das vierte Quar­tal niederschlagen.

Das wirtschaftliche Umfeld und die wirtschaft­spoli­tis­chen Rah­menbe­din­gun­gen haben den Erfolg der IMTS begün­stigt. Für die erforder­liche Kap­i­ta­lausstat­tung hat­te bere­its die Trump‘sche Steuer­reform gesorgt. Der Werkzeug­maschi­nen­markt wird durch die Trends zur Dig­i­tal­isierung und ver­stärk­ten Automa­tion sowie zu addi­tiv­en Ver­fahren befeuert. Hinzu kom­men aktuell Wet­tbe­werb­svorteile von Boe­ing gegenüber dem europäis­chen Konkur­renten Air­bus, was die Nach­frage der Flugzeug­in­dus­trie, ins­beson­dere des Trieb­w­erks­baus, forciert. Auch die Diskus­sion stren­ger­er Schad­stof­fe­mis­sion­swerte und ggf. ein schneller Umstieg auf Elek­tro­fahrzeuge verun­sich­ern US-Autokäufer weit weniger als Kon­sumenten andernorts.

Zwar sind auto­mo­bile Großaufträge, die 2016 und 2017 erteilt wur­den, mit­tler­weile abgear­beit­et. Deshalb wird für 2018 eine struk­turell ins­ge­samt aus­geglich­enere Nach­fragestruk­tur erwartet, die weniger durch den Auto­mo­tivsek­tor geprägt ist. Jedoch plant Gen­er­al Motors in schrof­fem Gegen­satz zu den Fol­gen des Diesel­skan­dals in Europa und Deutsch­land den Anlauf eines Achtzylin­der-Dieselmod­ells. Ford will eben­falls Dieselmod­elle auf den Markt brin­gen, deren Motoren mit mehr als sieben Zylin­dern aus­ges­tat­tet sind und eine üppige Leis­tung auf die Straße brin­gen. Das Faz­it für die Auto­mo­bilin­dus­trie in den USA lautet daher, dass zwar bei leichteren Nutz­fahrzeu­gen Impulse in Rich­tung Elek­tri­fizierung abse­hbar sind. Im Pkw-Bere­ich wird es jedoch besten­falls mit­tel­fristig zu Auswirkun­gen kom­men. Und auch diese wer­den sich dann an amerikanis­chen Mobil­ität­sansprüchen und den zuge­höri­gen Fahrzeug­größen und Motorisierun­gen orientieren.

IMTS 2018 bricht alle bish­eri­gen Rekordwerte

Der IMTS-Abschluss­bericht spricht von umgerech­net 132.316 Quadrat­meter Net­toausstel­lungs­fläche, einem Plus von 4 Prozent gegenüber der Vorver­anstal­tung. Wie bere­its 2016 waren die vier so genan­nten „Co-locat­ed Shows“ der Deutschen Messe AG kom­plett in das Port­fo­lio der IMTS inte­gri­ert wor­den. Dahin­ter ste­ht ein Aussteller­poten­zial von zulet­zt min­destens 450 Firmen/Marken aus den Bere­ichen Automa­tisierung und Antrieb­stech­nik, Ober­flächen­tech­nik, Kom­pres­sion und Vaku­umtech­nik sowie des indus­triellen Zuliefer­we­sens, gerichtet auf weit­ere Sys­temkom­po­nen­ten. Die bish­erige Best­marke im Aus­tra­gungs­jahr 2000 lag bei 131.537 Quadratmetern.

Die Aussteller­an­zahl belief sich auf 2.563 Fir­men, ein Zuwachs von 7 Prozent gegenüber 2016. Die Zahl der Besuch­er notierte mit 129.415 Per­so­n­en 12 Prozent über 2016 und über­traf auch den bis­lang gülti­gen Reko­rd­w­ert aus dem Jahr 1998 von 121.764 Besuch­ern deut­lich. Damals befand man sich auf dem Höhep­unkt des Dot­com-Hype. Unab­hängig von reinen Besucherzahlen wurde aktuell ein weit über Vorver­anstal­tung liegen­des Vol­u­men konkret ver­han­del­ter Bedarfs­fälle kol­portiert, und zwar auch in Einzelge­sprächen mit VDW-Mitgliedern.

The­ma­tis­che Aus­rich­tung und Exponate-Spek­trum deutsch­er Aussteller

Addi­tive Fer­ti­gung und Hybrid­bear­beitung, Robotik und ver­stärk­te Automa­tisierung mit Schw­er­punkt auf neuen Sen­sor- und Prozes­sorkonzepten sowie Dig­i­tal­isierungsan­sätze prägten das Ausstel­lungsspek­trum und den Gesprächsstoff. Der VDW nutzte die IMTS 2018 als Plat­tform, seine Aktiv­itäten zur Kon­nek­tiv­ität als Voraus­set­zung für Indus­trie 4.0 inter­na­tion­al zu präsentieren.

Im Pro­gramm deutsch­er Aussteller stachen hochkarätige Mehrspindler mit bis zu acht Achsen her­vor. Sie kön­nen Zyk­luszeit­en zum Beispiel in der Medi­z­in­tech­nik hal­bieren. Im Bere­ich der Bear­beitungszen­tren wurde echte 5‑Achs-Fräs­bear­beitung in Kom­bi­na­tion mit hochflex­i­blen Han­dlingsys­te­men, auch robot­ergestützt und mit großen Bear­beitungsräu­men, präsen­tiert, fern­er „Heavy Cuts“ an schwieri­gen Werk­stof­fen ohne Genauigkeit­sein­buße, 5- und 6‑Achs-Bear­beitung für hoch­präzise Schleif‑, Fräs- und Bohrfunk­tio­nen in ein­er Auf­s­pan­nung, Tech­nolo­gien zur Teileerken­nung für die Präzi­sions­fer­ti­gung im Getriebe­bau und natür­lich Anla­gen zur addi­tiv­en Fertigung.

Die näch­ste IMTS find­et vom 14. bis 19. Sep­tem­ber 2020 am üblichen Aus­tra­gung­sort McCormick Place in Chica­go statt.

Autor: Ger­hard Hein, VDW

Bildquelle: VDW

Kategorien: 2018, November