Smarte Software auf der EMO Hannover

Frank­furt am Main, 03. Sep­tem­ber 2019. – Inge­nieuren lästige Rou­ti­nen abnehmen, um mehr Freiraum für kreative Tätigkeit zu schaf­fen: die AMen­date GmbH aus Pader­born will die addi­tive Fer­ti­gung auf ein neues Niveau heben. Mit ein­er Soft­ware, die pünk­tlich zur EMO Han­nover Mark­treife erlan­gen soll, wird das junge Unternehmen am Start-Up-Gemein­schafts­stand auf der Fachmesse die Neuen­twick­lung präsen­tieren. Das Ziel der west­fälis­chen Grün­der: Bekan­ntheit erlan­gen und schon bald den Markt für gen­er­a­tives Design dominieren.

In nur wenigen Stunden berechnetes Leichtbau-design eines Radträgers für einen Formu-la.Student Rennwagen. Foto: AMendate GmbH
In nur weni­gen Stun­den berech­netes Leicht­bau-design eines Radträgers für einen Formu-la.Student Ren­nwa­gen.
Foto: AMen­date GmbH

Am Anfang standen vier Fre­unde, die am Forschungszen­trum für addi­tive Fer­ti­gung (DMRC) der Uni­ver­sität Pader­born in über vier Jahren Forschung eine wichtige Beobach­tung macht­en: obwohl der indus­trielle 3D-Druck vielfältige Möglichkeit­en bietet, fil­igrane Leicht­met­all­bauteile mit großer Robus­theit kostengün­stig herzustellen, fehlte es an der passenden Soft­ware. Die manuelle Datenüber­tra­gung in CAD-For­mate kostete viel Zeit und Aufwand, ließ überdies große Inter­pre­ta­tion­sspiel­räume, die zu Qual­itätsver­lus­ten führten. „Dieses Prob­lem woll­ten wir lösen“, sagt Dr. Thomas Rei­her, der sich im Rah­men sein­er Dis­ser­ta­tion mit der Erzeu­gung kom­plex­er bion­is­ch­er Struk­turen beschäftigt hat und als Geschäfts­führer zum Grün­dung­steam der AMen­date GmbH gehört. Über vier Jahre hat er an der Entwick­lung ein­er Tech­nolo­gie mit­gear­beit­et, die den Prozess der Datenüber­tra­gung automa­tisiert, inter­pretiert und die entste­hen­den Geome­triedat­en intel­li­gent glät­tet. Hier­aus entwick­elte sich der Ansatz zur Unternehmensgrün­dung, um die Tech­nolo­gie anwen­deror­i­en­tiert weit­er zu entwickeln.

Mehr Zeit für Wertschöp­fung statt klein­teiliger Datenübertragung

Ent­standen ist eine Soft­ware, die die Qual­ität addi­tiv gefer­tigter Bauteile erhöht, Prozesse erhe­blich beschle­u­nigt und nach let­ztem Fein­schliff im Som­mer am Markt gelaunched wird. Rei­her: „Unsere Soft­ware sorgt dafür, dass Geome­trien bei der Datenglät­tung nicht mehr unbe­ab­sichtigt ent­fer­nt wer­den. Außer­dem sind Arbeitss­chritte, die son­st einige Wochen in Anspruch nehmen, mit der Tech­nolo­gie in weni­gen Tagen zu erledigen“.

Befürch­tun­gen, Fachkräfte kön­nten über die Automa­tisierung über­flüs­sig wer­den, treten die Jun­gun­ternehmer dabei entsch­ieden ent­ge­gen. Dr. Gere­on Deppe, zuständig für Mar­ket­ing und Finanzen sowie Mit­grün­der des Start-Ups, sieht ihren Stel­len­wert in der Wertschöp­fung sog­ar steigen: „Statt sich im Klein-Klein der Daten­bear­beitung zu ver­lieren, kön­nen Inge­nieure dem kreativ­en Prozess wesentlich mehr Aufmerk­samkeit wid­men. Sie gewin­nen Zeit, um das grundle­gende Konzept des Pro­duk­ts zu opti­mieren und zusät­zliche Fea­tures zu integrieren.

Dass dieser Ansatz das Poten­zial besitzt die addi­tive Fer­ti­gung zu rev­o­lu­tion­ieren, wird in der Fach­welt bere­its gese­hen. Die Leser des Branchen­por­tals 3Dnatives kürten AMen­date in ein­er inter­na­tionalen Abstim­mung zum inno­v­a­tivsten Start-Up des Jahres 2018. Ein Exist-Grün­der­stipendi­um für drei Mitar­beit­er kon­nte das Unternehmen eben­falls an Land ziehen. Gemein­sam mit der Pro­tiq GmbH aus Blomberg, einem bere­its etablierten Anbi­eter der addi­tiv­en Fer­ti­gung, gelang zudem eine weitre­ichende Koop­er­a­tion. Auf Basis von AMen­dates Tech­nolo­gie bietet Pro­tiq nun als erster Dien­stleis­ter weltweit eine Online-Topolo­gieop­ti­mierung, die über ein­fache Bedi­en­barkeit einen Mehrw­ert für Anwen­der schafft.

Vielfältige Anwen­dungs­ge­bi­ete für Leichtbauteile

Geht es nach den Grün­dern, wird die addi­tive Fer­ti­gung mit ihrer Lösung den Schritt von ein­er vielver­sprechen­den Tech­nolo­gie zu ein­er Schlüs­sel­tech­nolo­gie gehen. Rei­her: „Bedarf an fil­igranem Leicht­baude­sign herrscht von der Luft­fahrt- und Autoin­dus­trie bis hin zum Maschi­nen- und Anla­gen­bau in vie­len Bere­ichen, ger­ade auch wenn wir an Son­der­maschi­nen mit kleinen Stück­zahlen denken. Wir bieten ein bish­er nicht ver­füg­bares Werkzeug, das schnell benutzbare Bauteile gener­iert, den Mate­ri­alein­satz reduziert und einen kostengün­sti­gen Ein­satz ermöglicht.“ Im Fokus ste­hen nicht nur etablierte Kun­den und Pro­duk­te, deren bis­lang klas­sisch hergestellte Bauteile einem Redesign zur addi­tiv­en Fer­ti­gung unter­zo­gen wer­den sollen, son­dern auch neue Bauteile, die orig­inär aus dem 3D-Druck­er stammen.

Als Mark­t­führer für Wach­s­tum sorgen

Derzeit arbeit­et das Team an ein­er intu­itiv­en Benutze­r­ober­fläche, die eine Bauteilop­ti­mierung ohne umfan­gre­ich­es Vor­wis­sen ermöglicht und damit auch kleinere Unternehmen in die Lage ver­set­zt, addi­tive Fer­ti­gung in ihrer Pro­duk­tion einzuset­zen. Deppe: „Wir haben das Ziel, den Markt des gen­er­a­tiv­en Designs wesentlich mitzugestal­ten, und die Vision, dass zukün­ftig alle Bauteile opti­miert wer­den. So kön­nen Rohstoffe geschont und eine Pro­duk­tion im Sinne der Nach­haltigkeit vor­angetrieben wer­den“. Um diese Vision Real­ität wer­den zu lassen, strebt AMen­date schnelles nationales und inter­na­tionales Wach­s­tum basierend auf sein­er Tech­nolo­gieführerschaft an. Der derzeit noch kleine Markt biete dafür eine gute Voraus­set­zung, ist Deppe überzeugt: „Es ist noch immer sehr schw­er, Erfahrungswerte, aus­geprägte Kom­pe­tenz oder passende Ange­bote zu find­en. Hier kön­nen wir anset­zen, den Markt selb­st entwick­eln und Prozesse aktiv vorantreiben.“

EMO Han­nover als Plat­tform zur Kundenakquise

Die EMO Han­nover soll dabei helfen. Die Exis­ten­z­grün­der set­zen ganz auf den inter­na­tionalen Stel­len­wert der Weltleitmesse der Met­al­lver­ar­beitung, erhof­fen sich Kon­takt zu Neukun­den und Inter­essierten aus den wichtig­sten Indus­trien und Absatzmärk­ten. „Es ist ein gutes Gefühl, mit Fach­leuten ins Gespräch zu kom­men und zu sehen, dass die eigene Idee ankommt. Messeauftritte helfen uns dazuzuler­nen und die Bedürfnisse noch bess­er einzuschätzen“, so Rei­her, der mit seinem Team auf der EMO Han­nover kurz vor dem ersten Unternehmensge­burt­stag ste­hen wird. Auch das Messe­mot­to Smart tech­nolo­gies dri­ving tomorrow’s pro­duc­tion! sei den Grün­dern auf den Leib geschnit­ten, freut sich Deppe: „Wir dig­i­tal­isieren einen manuellen Prozess, der gestützt durch kün­stliche Intel­li­genz zukün­ftig autonom stat­tfind­en kann. Das macht uns zum Enabler der addi­tiv­en Fer­ti­gung im Massen­markt, ein­er echt­en Triebfed­er der Pro­duk­tion von morgen.“

Autor: Ste­fan Schwa­neck, VDW
Umfang:  6.206  Zeichen inkl. Leerzeichen

Kategorien: 2019, September