Schnittstellenstandard wird Digitalisierung deutlich vereinfachen

Auf der EMO Hannover erwartet die Besucher in Halle 9 eine Demonstration, wie umati im großen Stil funktioniert. Geplant sind mindestens 100 vernetzte Maschinen nationaler und internationaler Hersteller, die Vorstellung der laufenden Aktivitäten sowie die Präsentation des international abgestimmten Entwurfes der Companion Specification.

Mit der auf OPC UA basierenden Schnittstelle umati (universal machine tool interface) will der VDW erreichen, dass Daten durch eine offene, standardisierte Anbindung aus Maschinen geleitet werden, die mit unterschiedlichen Steuerungen ausgestattet sind. Vergleichbar mit einem USB-Stick. „Es geht darum, etwas zu schaffen, das die Computerindustrie längst hat“, macht Dr. Heinz-Jürgen Prokop, Vorsitzender des VDW, deutlich.

umati kann vielseitige Kundenwünsche erfüllen
Für Maschinenbauer gehört die Digitalisierung längst zum täglichen Business. Und so formulieren die Unternehmen auch ihre

Vorstellungen für den praktischen Einsatz und die Erwartungen an umati. „Derzeit konzentrieren wir uns bei Profiroll auf die Analyse von Maschinendaten, um immer engere Toleranzen prozesssicher zu erreichen. So ist in den vergangenen Jahren eine Härtekompensation entwickelt worden, die Schwankungen im eingehenden Material prozessseitig ausregelt – wenn man so will eine intelligente Maschine. Eine groß angelegte Verarbeitung von Maschinenzustandsdaten erfolgt bei uns noch nicht. Entsprechend haben wir zunächst anderweitig im VDW an der Erarbeitung des umati-Standards mitgewirkt, da die Ressourcen zur Softwareentwicklung im Haus begrenzt sind“, sagt Dr. Stephan Kohlsmann, Geschäftsführer der Profiroll Technologies GmbH aus Bad Düben. „Unsere Kunden wünschen zunehmend Informationen zum Zustand der Maschinen, erreichten Stückzahlen und auch teilespezifische Daten. Wir Hersteller von Werkzeugmaschinen wissen, welche Informationen für einen Betreiber von Interesse sind und sind damit prädestiniert, einen Standard zu definieren und mit den Steuerungsherstellern zu vereinbaren. Somit kann in Zukunft der Betreiber von unterschiedlichsten Werkzeugmaschinen erwarten, die notwendigen Daten in einem einheitlichen Kontext, in einem einheitlichen Takt und in einem einheitlichen Datenformat zur Verfügung gestellt zu bekommen. Das ist ein Riesenfortschritt, weil er sich nur noch mit der für ihn spezifischen, ebenfalls standardisierten Speicherung und Verarbeitung der Daten kümmern muss“, erklärt er weiter.

Zu den Einsparpotenzialen und Optimierungen, die durch einen einheitlichen Schnittstellenstandard realisiert werden können, sagt Kohlsmann: „Heute erhalten wir Maschinenhersteller von jedem Kunden in einem Lastenheft eine spezifische Anforderung zur Bereitstellung von für ihn wichtigen Daten in einem Format, das er sich ausgedacht hat. Das begründet projektspezifische zeit- und kostenintensive ingenieurtechnische Bearbeitung und Anpassung von Software. Der Standard umati macht eine Erfüllung der vielseitigen Kundenwünsche überhaupt erst möglich. Das ist im Maschinenbau ein revolutionäres Projekt und vergleichbar mit dem neuen mobilen Übertragungsstandard 5G, durch den Entwicklungen wie autonomes Fahren, Augmented und Virtual Reality oder Echtzeitanwendungen Einzug in den Alltag halten.“

Grundlage für dynamische, zukünftige Geschäftsmodelle
Auch bei der Samag Saalfelder Werkzeugmaschinen GmbH hat das Thema Digitalisierung sowohl im Umfeld der Serienfertigung Automotive als Anlagenbetreiber als auch im Segment Machine Tools besondere Bedeutung. „Basis für IoT oder Industrie 4.0 ist einerseits die Kenntnis der produzierten Daten und deren Bedeutung während der Lebenszeit eines Systems sowie die Nutzung einer gemeinsamen Sprache, damit alle Elemente eines Systems sich letztendlich verstehen. Samag Machine Tools schafft durch die enge Zusammenarbeit mit den Entwicklungsabteilungen der Premiumlieferanten die Voraussetzungen“, sagt Samag-Geschäftsführer Roland Emig.

„Durch einen optimierten, abgesicherten und standardisierten Datenzugang zu den Planungs- und/oder Steuerungssystemen sind unter anderem eine optimierte Auslastung von Maschinen und Anlagen, eine Vermeidung ungeplanter Stillstandzeiten sowie die optimierte Planung von Verfügbarkeiten und Kapazitäten umzusetzen“, so Emig weiter. Ergänzend dazu sei die gemeinsame Vorgehensweise Grundlage für dynamische, zukünftige Geschäftsmodelle wie zum Beispiel Pay-per-Use, Predictive Maintenance, Smart Monitoring, Smart Data Services und Capacity-on-Demand.

„Grundsätzlich bestehen zudem deutliche Potenziale für die Erleichterung der Exporte durch eine sofortige Implementierung der Maschinen und Anlagen in bestehende Organisationsstrukturen  ohne nationale Anpassungen. Dazu kommt die Reduzierung der Variantenvielfalt, die Möglichkeit, konzentriertes Expertenwissen im Unternehmen absichern zu können, die Release-Sicherheit und die Datensicherheit“, unterstreicht Emig.

Technische Grundlagen für globalen Standard zur Vernetzung
Grundlage der entstehenden Spezifikation ist OPC UA (Open Platform Communications Unified Architecture) – ein Datenaustausch-Standard für eine hersteller- und plattformunabhängige industrielle Kommunikation. „Der Standard liefert gleichzeitig ein Datenmodell und eine Kommunikationsstruktur, um Parameter und Semantik in standardisierter, offener Form zu implementieren. Deshalb findet er rasante Verbreitung, gerade im Maschinen- und Anlagenbau”, erläutert Dr. Alexander Broos, Leiter Forschung und Technik beim VDW, die technische Basis. Denn die Implementierung ist vergleichsweise einfach, da Entwicklungspakete genutzt werden können, um einen so genannten OPC UA-Server zu konfigurieren und diesen individuell anzupassen. (siehe dazu auch das beigestellte Interview.)

Eine wichtige Rolle spielen dabei einheitlich definierte Parameter, die in Form in einer OPC UA Companion Specification beschrieben und veröffentlicht werden. Träger der Standards ist die OPC-Foundation, die die Veröffentlichung und Verbreitung von OPC UA-Standards unterstützt. Somit ist auch die OPC-Foundation, ein Industriekonsortium, das die Standards für die offene Konnektivität von industriellen Automatisierungsgeräten und -systemen erstellt und aufrechterhält, ein wichtiger Partner. Der VDW ist seit Juni 2018 Mitglied.

Die wachsende Bedeutung der Digitalisierung ist ein Kernthema der EMO Hannover 2019. So bietet der Ausstellungsbereich „IoT in der Produktion“ den gesamten Überblick zu zentralen Aspekten der Digitalisierung, wie Industrial Security, Data Analytics, Industrial Cloud Services, Process Monitoring, Predictive Maintenance, Artificial Intelligence AI und Machine Learning sowie Big Data-Management.

Flexibilität ist wichtig für marktfähigen Standard

Dr. Alexander Broos ist Leiter Forschung und Technik beim VDW. Er erläutert, welche globalen Herausforderungen bei der Implementierung eines einheitlichen OPC-Standards zu meistern sind.

Herr Dr. Broos, auf welchem Arbeitsstand ist umati heute?
Derzeit arbeiten wir quasi an umati 1.0. Das wird sich weiterentwickeln, so wie es bei Software im Kontext praktischer Anwendungsfälle üblich ist. Irgendwann gibt es umati 1.1 oder umati 2.0. Dies von der

Normung und Standardisierung her zu realisieren, ist ein komplexer Prozess. Konkret heißt das: Wir müssen auf Veränderungen reagieren, gegebenenfalls auch mit einem Update. Und wir müssen entscheiden, wie die Abwärtskompatibilität realisiert werden soll.

Inwieweit ist umati Wettbewerber zum US-amerikanischen Standard MTConnect?
Sowohl umati als auch MTConnect sind offene Schnittstellen. Umati setzt voll auf das frei konfigurierbare OPC UA als Kommunikationsplattform. OPC UA schafft einen Rahmen, innerhalben dessen geregelt ist, auf welche Weise die Maschinen miteinander korrespondieren. Was genau kommuniziert wird, ist individuell zu regeln, durch die Beschreibung von Parametern in einer OPC UA Companion Specification, die quasi ein Wörterbuch darstellt. Im Bestreben, ein einheitliches Wörterbuch zu erarbeiten, findet auch eine Abstimmung zwischen umati und MTConnect statt. Bezüglich der Umsetzung gibt es jedoch einige Unterschiede. umati strebt hier an, das spezielle Domänenwissen der Werkzeugmaschinenindustrie gezielt in Semantik und Informationsmodell umzusetzen.

Welche Rolle spielt der VDMA bei der Thematik?
Die OPC-Foundation hat eine Kooperationsvereinbarung mit dem VDMA (Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau). Das heißt: Der VDMA fungiert für alle Branchen des Maschinen- und Anlagenbaus als deutsche und europäische Plattform und als strategischer Partner der OPC-Foundation. Unternehmen, die OPC implementieren wollen, nutzen dafür dann die so genannten branchenstrukturierten VDMA-Einheitsblätter. Gerade die VDMA-Fachverbände Robotik + Automation und die Kunststoff- und Gummimaschinen haben ja bereits einen eigenen Standard entwickelt. Andere, wie beispielsweise die Verpackungsmaschinenhersteller, haben das Thema auch in Bearbeitung. Als VDW bewegen wir uns mit unserer Brancheninitiative also in einem kompetenten Umfeld, sind in die Vorgänge im VDMA eingebunden und können langfristig von den dort erarbeiteten Synergien profitieren.

Was bedeutet diese Diversifikation für die Hersteller der einzelnen Branchen?
Natürlich sind branchenspezifische Standards auch für OPC UA wichtig, ja unumgänglich. Zu unterschiedlich sind die verschiedenen Branchen. Darüber hinaus wird es auch immer hersteller- oder kundenspezifische Anforderungen an Daten geben, die sich gar nicht erst standardisieren lassen. Allerdings wird es auch einen gewissen Gleichanteil über alle Branchen hinweg geben. Dieser sollte dann in einem möglichst allgemeingültigen Informationsanteil abgebildet werden, welcher für alle Branchen gleichermaßen anwendbar ist. Die entsprechende Abstimmung findet im VDMA statt. Dieser Prozess verlangt den einzelnen Beteiligten natürlich eine gewisse Flexibilität mit Blick auf das gemeinsame Ziel ab, einen möglichst allgemeingültig anwendbaren Standard. Ich bin aber optimistisch, dass wir die ersten Schritte zu diesem Ziel relativ zügig gemeinsam angehen.

Autorin: Annedore Bose-Munde, Fachjournalistin aus Erfurt

Bildquelle: Bosch Rexroth (1), Profiroll (2), Samag(3), Emag (4)

 


EMO World Tour – aus Hannover in die Welt

Die EMO Hannover ist die unumstrittene Weltleitmesse der Metallbearbeitung: Jeder zweite Besucher reist aus dem Ausland an, jeder sechste aus dem außereuropäischen Raum. Deshalb legt das Messeteam auch 2019 wieder besonderen Wert darauf, das internationale Flair der EMO Hannover zu pflegen und Besucher auf allen Kontinenten über den Event des Jahres zu informieren. In 35 Ländern wird der VDW, Veranstalter der EMO Hannover, gemeinsam mit Vertretern der Deutschen Messe AG und Gastrednern aus dem jeweiligen Veranstaltungsland das Messekonzept vorstellen.

Am 15. Januar 2019 startete die EMO World Tour in Vietnam, dicht gefolgt von Terminen in Malaysia, Indonesien, Thailand und Indien. Bis Juni 2019 werden Termine in den wichtigsten Märkten für Werkzeugmaschinen aller Weltregionen stattfinden.

Zum Konzept der Veranstaltungen gehört es, die EMO Hannover für Journalisten und Multiplikatoren der Gastländer greifbar zu machen und einen regionalen Bezug herzustellen. Begleitet wird die EMO World Tour dabei nicht zuletzt über Social Media mit Bildern, Videos und Kurzinterviews, um Stimmungen vor Ort einzufangen und auch weitere Multiplikatoren und interessierte Messebesucher zu erreichen. Besonders prominent prangt deshalb auch ein EMO-Logo aus Metall auf dem Rednerpult einer jeden Pressekonferenz. Es visualisiert die Marke EMO einerseits und einen wichtigen Technologietrend andererseits, die additive Fertigung. Die Renishaw GmbH aus dem baden-württembergischen Pliezhausen, mit britischer Muttergesellschaft, EMO-Aussteller seit vielen Jahren und seit 2011 im Additivgeschäft tätig, hat ein EMO-Logo mit Klappkonstruktion direkt aus dem Pulverbett hergestellt. Es ist 78 x 72 x 15 mm groß, ausgeklappt sogar 78 x 140 x 10 mm, und ca. 140 g schwer. „Der Clou: die Klappkonstruktion wurde direkt mitgedruckt, so dass beide Teile in einem Stück aus dem Drucker kommen“, sagt Rainer Lotz, Geschäftsführer bei Renishaw. „Und die Gitterstruktur, die zum Logo gehört, kann nur im 3D-Druck-Verfahren hergestellt werden“, erklärt er weiter.

Verfolgen Sie die weitere Reise unseres 3D EMO-Logos bei Youtube unter www.vdw.de/ewt, Einige unserer bisherigen Lieblingsmotive haben wir hier für Sie zusammengestellt – viel Spaß beim Durchklicken!

 

Autor: Stefan Schwaneck, VDW


IoT in der Produktion: Die Zukunft liegt in der Vernetzung

Die Zukunft der Produktion liegt in der Vernetzung. Smarte Technologien verändern nicht nur einzelne Betriebe, sondern stellen die gesamte Branche der Metallbearbeitung vor neue Herausforderungen. Traditionelle oder ausgereifte Technologien weichen neuen Verfahren oder müssen an digitale Umwelten angepasst werden. Produktionsvorteile der Zukunft stammen weniger aus der Maschine selbst, als aus deren Einbindung in das Produktionsnetzwerk. Die wachsende Bedeutung digitalisierter Fertigungsprozesse spiegelt die EMO Hannover 2019 in ihrem Motto Smart technologies driving tomorrow’s production! wider. Sie entwickelt damit auch ihr Konzept als Weltleitmesse der Metallbearbeitung konsequent weiter.

Der Ausstellungsbereich IoT in der Produktion gewährt einen vollständigen Überblick über die zentralen Aspekte der Digitalisierung, unter anderem Industriesicherheit, Datenanalyse, Prozessüberwachung, vorausschauende Instandhaltung, künstliche Intelligenz und Big Data Management. Neben Einzelausstellern werden Initiativen aus Spanien, Frankreich, der Schweiz, Japan, China und den USA die Ausstellung um Know-how und spannende Perspektiven ergänzen.

Weitere Aktivitäten beinhalten unter anderem die Sonderschau industrie 4.0 area, die wie bereits 2017 in Zusammenarbeit mit dem Konradin Verlag Kompetenzen in einem Fachforum für den direkten Dialog bündelt, sowie wissenschaftliche Präsentationen und Angebote der WGP (Wissenschaftliche Gesellschaft für Produktionstechnik) und Fraunhofer-Gesellschaft. Als Publikumsmagnet wird auch der neue OPC-UA-Schnittstellenstandard umati zentraler Bestandteil der Sonderschau sein – der Go-Live des branchenweiten Zukunftsprojekts wird für die EMO Hannover 2019 erwartet.

Die EMO Hannover wird damit auch 2019 die gesamte Wertschöpfungskette der Zukunft von der Einzelmaschine bis zum Cloud-basierten System wie keine zweite Fachmesse abbilden.

Autor: Stefan Schwaneck


EMO Hannover 2019 auf gutem Weg

Bis zum 01. Dezember dieses Jahres hatten sich 1.780 Aussteller aus 41 Ländern zur kommenden EMO Hannover 2019 angemeldet. Wer schon registriert ist, zeigt das Online-Ausstellerverzeichnis unter www.emo-hannover.de.

„Wir freuen uns über den fantastischen Zuspruch, den die EMO Hannover als Weltleitmesse der Metallbearbeitung wieder von allen Seiten erhält“, sagt EMO-Generalkommissar Carl-Martin Welcker. „Das Ausstellerverzeichnis weist ein deutliches Plus im Vergleich letzten EMO auf und liest sich bereits jetzt wie das Who ist who der internationalen Werkzeugmaschinenindustrie“, berichtet er weiter.

Mit dabei sind Marktführer in allen Technologiebereichen, beispielsweise DMG Mori, FFG, Mazak, Siemens, Grob, Doosan, Fanuc, Okuma, Makino, Index, GF Machining Solutions, Chiron, Trumpf, SLM, Stratasys, Paul Horn, Iscar, Sandvik, Kuka und viele, viele mehr. Täglich kommen neue Firmen hinzu. Generalkommissar Welcker: „Erfreulich auch, dass viele Aussteller ihre Standflächen vergrößert haben und sich damit noch repräsentativer zeigen als beim letzten Mal.“

Die EMO Hannover 2019 findet vom 16. bis 21. September unter dem Motto Smart technologies driving tomorrow‘s production! statt. Ein neuer Ausstellungsbereich IoT in der Produktion unterstreicht ihren Anspruch, sich als Plattform für die Vernetzung in der Produktion zu positionieren. Dr. Wilfried Schäfer, Geschäftsführer beim EMO-Veranstalter VDW (Verein Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken), erklärt: „IoT in der Produktion gewährt einen vollständigen Überblick über die zentralen Aspekte der Vernetzung, unter anderem Datensicherheit, Datenanalyse, Prozessüberwachung, vorausschauende Instandhaltung, Smart Data Management u.v.m.“

Viele Vorteile für Mitglieder des Club of Metalworking
Demnach verspricht die EMO Hannover 2019 besonders spannend zu werden. Das ist auch attraktiv für die Mitglieder des Club of Metalworking, die zur EMO kommen wollen. Der VDW hat dieses Netzwerk für internationale Experten der Produktionstechnik im Mai dieses Jahres gegründet. „Die Vorteile einer Mitgliedschaft kommen zur EMO Hannover erstmals zum Tragen“, sagt Schäfer. Sie ist kostenlos und bietet attraktive Leistungen. Vom Facharbeiter bis zum Geschäftsführer ist jedes Mitglied herzlich willkommen – neben Eintrittskarten warten ein Onlineforum, kostenlose ÖPNV-Tickets für den Messebesuch, ein Newsletter sowie eine Lounge auf Clubmitglieder. Interessenten können sich online auf www.clubofmetalworking.de registrieren.


Mit Volldampf zur gemeinsamen Sprache für Werkzeugmaschinen

umati (universal machine tool interface) nimmt eine weitere Hürde auf dem Weg zum allgemein anerkannten Standard. Der VDW (Verein Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken) richtet zusammen mit der OPC Foundation dazu eine so genannten Joint Working Group ein. Ab sofort sind Interessenten zur Mitarbeit herzlich eingeladen. „Die Gruppe nimmt ab Januar 2019 ihre Arbeit auf”, sagt Dr. Alexander Broos, Projektleiter für umati beim VDW. „Interessierte Mitglieder der OPC Foundation, des VDW oder angeschlossener Vereinigungen, die an der gemeinsamen Entwicklung von umati nach Maßgabe der so genannten Companion Specifications der OPC Foundation mitarbeiten wollen, können sich gerne melden“, so Broos weiter. Der VDW will damit erreichen, dass Kundenbedürfnisse in den Standard einfließen. Das erhöhe die Akzeptanz von umati als weltweit akzeptierter Konnektivitätsstandard.

Wie bei internationalen Standards üblich, wird ein Entwurf von umati der (Fach-) Öffentlichkeit zur Einsichtnahme, für Anmerkungen und Kommentare präsentiert. Nach Abschluss einer Frist werden die eingegangenen Kommentare soweit wie möglich eingearbeitet und ein endgültiger Standard verabschiedet. Im Gegensatz zur klassischen Standardisierungsorganisation gehören bei OPC UA dazu auch Konfigurationsdateien, die das Aufsetzen eines so genannten OPC-Servers erleichtert, der dann die eigentliche Kommunikation übernimmt.

Grundlage für umati ist eine Initiative führender deutscher Werkzeugmaschinenhersteller unter dem Dach des VDW. Sie wollen die Anbindung von Werkzeugmaschinen an unterschiedliche kundenseitige IT-Infrastrukturen erleichtern. Bereits seit Oktober 2017 arbeitet ein Projektteam mit den Werkzeugmaschinenherstellern Chiron, DMG Mori, Emag, Grob, Heller, Liebherr-Verzahntechnik, Trumpf und United Grinding, an der Schnittstelle. Unterstützt wird dieses Kernteam durch die Steuerungshersteller Beckhoff, Bosch Rexroth, Fanuc, Heidenhain und Siemens. Des Weiteren wird die Gruppe durch das Institut ISW der Universität Stuttgart begleitet. Außerdem sind mittlerweile die Unternehmen GF Machining Solutions und Pfiffner (FFG Gruppe) integriert.

Erste Feuerprobe bestanden
Die erste Feuerprobe bestand umati im Rahmen eines Showcases auf der AMB 2018. Insgesamt wurden 15 Maschinen von neun Herstellern mit fünf Steuerungsplattformen an zahlreiche Kommunikationspartner angebunden. Grundlage war ein Auszug des ersten Parametersatzes, der bis dahin gemeinsam definiert worden war. Die beteiligten Unternehmen berichten, dass die Vernetzung zwischen 8 und 16 Stunden in Anspruch genommen hat.

„Der nächste große Meilenstein für umati ist die Vorstellung eines umfangreicheren Showcases auf der EMO Hannover 2019. Bei der Weltleitmesse für die Metallbearbeitung wollen wir eine deutlich größere Anzahl vor allem auch internationaler Partner für umati vorstellen“, kündigt Broos vom VDW an. Dazu führe der VDW intensive Gespräche mit den wichtigsten Marktbegleitern in aller Welt. Neben angestrebten Kooperationen mit Unternehmen stimmt sich der VDW eng mit den jeweiligen Schwesterverbänden in Europa, den USA, Japan, China und Südkorea ab.


Schweiz und Deutschland treiben Industriedigitalisierung gemeinsam voran

Die Schweizer VPT (Vereinigung für angewandte Produktionstechnik) und der deutsche VDW (Verein Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken) arbeiten in Zukunft gemeinsam an der Standardisierung des Informationsaustausches mit Produktionsmaschinen. Das geben die beiden Verbände im Vorfeld der Messe Industrialis bekannt. Eine entsprechende Erklärung wurde am 06. Dezember 2018 unterzeichnet.

“Die VPT vereinigt Maschinenhersteller und -betreiber in seinen Reihen, die beide großes Interesse an einem einfach funktionierenden Informationsaustausch der Maschinen mit übergeordneten IT-Systemen haben», sagt Dr. Jürg Krebser, Präsident der VPT. Sie benötigen die Maschineninformationen, um ihre Produkte und Produktionsprozesse zu optimieren. «Dabei sollten nicht herstellerspezifische Datenformate den Zugang zu diesen Informationen erschweren”, so Krebser weiter.

Dies hat die VPT zum Anlass genommen, das Programm ProdNet im Jahr 2016 ins Leben zu rufen. Im Rahmen der Aktivitäten will sie branchenübergreifende Lösungen zur Nutzung der Digitalisierungsmöglichkeiten erarbeiten und hat bereits konzeptionelle Vorarbeiten geleistet sowie in einigen Schlüsselthemen konkrete Grundlagen geschaffen. Der VDW hat zur Lösung dieser Aufgabe gemeinsam mit acht Werkzeugmaschinen-herstellern die Schnittstelle umati (universal machine tool interface) entwickelt und prototypisch im September dieses Jahres in Stuttgart vorgestellt. In der Projektgruppe arbeiten auch zwei Schweizer Unternehmen mit. Andreas Rauch, Head of Digital Business bei GF Machining Solutions sagt: “Dank der offenen Zusammenarbeit können die themenspezifischen Vorarbeiten des ProdNet-Konsortiums in das Standardisierungsprojekt des VDW übernommen werden. ProdNet bringt zudem sein dichtes Mitgliedernetzwerk ein, das die umati-Schnittstelle frühzeitig prüfen und damit Risiken erkennen kann.”

Beide Initiativen ermöglichen ein rasches Erreichen der gemeinsamen Ziele. Die beteiligten Unternehmen können mit ihrem Beitrag nicht nur die Maschinendigitalisierung mitgestalten, sie sichern sich damit auch den Zugang zu Technologiekompetenz an vorderster Front.
Weitere Verbände unter dem Dach des VDMA (Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau) leisten vergleichbare Arbeit in ihren jeweiligen Branchen. Hier bringt sich der VDW ein, um umati auch für andere Maschinenbauzweige nutzbar zu machen.

“Den Initiativen in Deutschland und der Schweiz ist es zu verdanken, dass Maschinenhersteller erstmals in dieser Intensität operativ zusammenarbeiten. Das ist ein Kulturwandel. Der Schwung daraus soll genutzt werden, um die Zusammenarbeit über Landesgrenzen hinweg zu intensivieren und auch die Abnehmer bei der Gestaltung der neuen Zusammenarbeitsformen einzubeziehen”, ergänzt Lorenz Zellweger, Initiant und Geschäftsstellenleiter der VPT.


Als Startup auf der EMO Hannover Fuß fassen

Die EMO Hannover als Weltleitmesse für die Metallbearbeitung ist mit ihren über 2.200 Ausstellern und deren innovativen Lösungen, Produkten und Dienstleistungen ein einzigartiges Angebot für die Produktionstechnik von morgen. Diese Tatsache und die 130.000 Fachbesucher machen sie auch zu einem wichtigen Treffpunkt für Startups. Deshalb wird das Angebot für junge innovative Unternehmen bei der kommenden EMO Hannover 2019 ausgebaut, um so ihren Ideen und Visionen zum Durchbruch zu verhelfen.

Auf einer Ausstellungsfläche von rd. 500 m² ist in Zusammenarbeit mit der Deutschen Messe AG eine große Startup Area Young  Tech Enterprises@EMO Hannover 2019 geplant. Hier werden Foren mit Vorträgen von Startups und Sponsoren sowie Pitches stattfinden. Matchmaking-Angebote, um neue Kunden, Zulieferer und Kooperationspartner zu finden, runden das Angebot ab. Ausstellende Startups können an ihren Einzel- oder auch an Gemeinschaftsständen ihre Produkt- und verfahrensmäßigen Neuentwicklungen vermarkten, gezielt das Exportmarketing fördern, ihr Netzwerk auf nationaler und internationaler Ebene aufbauen und sich eine eigene Marktpräsenz erschaffen oder erweitern. Ein weiteres Ziel der Sonderfläche ist es, EMO-Aussteller (Bereich M&A, F&E), Einkäufer, Verbände, Politik & Förderer sowie Investoren mit den Startups zu vernetzen.

Angesprochen sind nicht nur selbstständige Startups, sondern auch Ausgründungen aus etablierten Firmen, Spinoffs und Gründer aus dem universitären Umfeld in allen Phasen des Entwicklungsprozesses. Zudem können sich Sponsoren präsentieren. Diese können aus den unterschiedlichsten Bereichen kommen, wie z.B. Banken, Private Equity, etablierte Unternehmen, Venture Capital, Crowdfunding, Accelerators, Business Angels oder auch Inkubatoren.

Des Weiteren wird es, wie schon zur EMO Hannover 2017, einen geförderten Gemeinschaftsstand des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) in Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) und organisiert vom VDW geben. Hier können sich junge, deutsche Unternehmen unter dem Motto Innovation made in Germany präsentieren. Das Förderpaket ermöglicht mit seinem gut strukturierten Angebot jungen Unternehmen, an einer großen, internationalen Messe teilnehmen und dies vor allem finanzieren zu können. Anspruch auf die 60-Prozent-Förderung auf den Paketpreis haben Unternehmen, die die folgenden Voraussetzungen erfüllen: rechtliche Selbständigkeit, Unternehmensgründung vor längstens zehn Jahren, Bilanzsumme von max. 10 Mio. Euro, Angebot neuer Produkte und verfahrensmäßiger Neuerung oder die Verbesserung bestehender Produkte, Verfahren und Dienstleistungen.

Bildquelle: Picum MT


Euroblech 2018 endet mit positiver Bilanz

Die Euroblech 2018, 25. Internationale Technologiemesse für Blechbearbeitung, ist am 26. Oktober nach vier Messetagen zu Ende gegangen. Insgesamt 56.300 Besucher aus aller Welt sind nach Hannover gereist, um sich bei 1.507 Ausstellern aus 40 Ländern über Innovationen und digitale Technologien rund um die Blechbearbeitung zu informieren und zu investieren.

„Die Stimmung auf der Messe war hervorragend, sowohl bei den Ausstellern als auch bei den Besuchern. Ein Großteil der Aussteller hat sich in diesem Jahr mit aufwändigen Ständen präsentiert. Sie haben eine enorme Vielfalt an neuen Maschinen und innovativen Lösungen gezeigt und viele dieser Neuheiten wurden live auf den Ständen vorgeführt“, sagte Evelyn Warwick, Messedirektorin der Euroblech, im Namen des Veranstalters Mack Brooks Exhibitions. „Wir freuen uns über das positive Ergebnis der Euroblech 2018, die im Vergleich zur vergangenen Veranstaltung eine gleichbleibend hohe Besucherzahl über die vier Messetage von Dienstag bis Freitag verzeichnen konnte. Somit endet sie mit einer Rekordausstellungsfläche von 89.875 Nettoquadratmetern und einer nachhaltigen Besucherzahl, was natürlich auch an der boomenden Branche liegt, denn viele Aussteller konnten positive Verkaufszahlen vermelden“, so Evelyn Warwick abschließend.

Auf Ausstellerseite zog die Euroblech 58 Prozent ausländische Firmen an. Damit stieg der Anteil um 4 Prozentpunkte. Eine erste Analyse ergab, dass die Messe mit einem Anteil von 37 Prozent ausländischer Besuchern auf der Besucherseite ebenfalls wieder sehr international war. Wichtigste Besucherländer waren neben Deutschland, Italien, die Schweiz, die Niederlande, Spanien, die Türkei, Indien, Großbritannien, Polen, Österreich und Belgien.

Die Besucher kamen zu 73 Prozent aus der Industrie; weitere wichtige Bereiche waren das Handwerk, Handel und Dienstleistungen. Wichtigste Sektoren, aus denen die Besucher kamen, waren der Maschinenbau, Stahl- und Leichtmetallbau, Eisen-, Blech- und Blechprodukte, die Automobilindustrie sowie deren Zulieferer, die Elektrotechnik, Eisen- und Stahlerzeugung, Walzwerke sowie Heizungs-, Lüftungs-, Klimatechnik.

Der Fachbesucheranteil war mit 97 Prozent gewohnt hoch. Die Messe konnte auch wieder mit einem Publikum punkten, das zum Großteil aus Vertretern des Top-Managements mit hoher Entscheidungs- und Beschaffungskompetenz bestand. Der Anteil der Besucher, die an Kaufentscheidungen beteiligt sind, betrug 79 Prozent und war somit fast gleichbleibend.

Weitere Informationen zur Euroblech sowie die neuen Videos und Bilder zur Messe sind im Internet unter www.euroblech.de verfügbar.

Autor: Mack Brooks Exhibitions Ltd

Bildquelle: Euroblech


JIMTOF 2018 mit neuen Rekorden

Vom 01. bis 06. November 2018 präsentierte sich die 29. Auflage der Japanese International Machine Tool Fair (JIMTOF) in Tokio mit einer Vielzahl an Rekorden. Das Leitthema der Messe in diesem Jahr war „CONNECT by Technology of the Future“, und entsprechend nahmen Internet of Things (IoT) und Konnektivität eine zentrale Rolle ein.  Der VDW repräsentierte die deutsche Werkzeugmaschineindustrie in gewohnter Weise vor Ort.

Die Bilanz der neuesten Auflage der JIMTOF war glänzend: 838 (2016: 720) Aussteller, davon 140 aus dem Ausland, präsentierten in den zwölf Hallen des internationalen Messegeländes „Big Sight“ von Tokio ihre Produkte und Dienstleistungen. Bei einer Bruttofläche des Messegeländes von über 98 400 Quadratmetern waren netto 5 531 (2016: 5 509) Standard-„Booths“ zu 9 qm, also 49 779 qm (2014: 49 581) belegt.

Die endgültige Besucherzahl lag bei Redaktionsschluss noch nicht vor. Allerdings zeigte die tägliche Besucherstatistik bereits am Tag vor Messeschluss einen Zuwachs von ca. 5 Prozent, so dass sich die Messeleitung optimistisch zeigte, in diesem Jahr die magische Grenze von 150 000 Besuchern zu übertreffen (2016: 147 602). Die Anzahl ausländischer Besucher (2016: 11 533) war am Tag vor Messeschluss bereits um 6,5% angewachsen.

Unter der Zahl der Gesamtaussteller waren wieder ca. 70 deutsche Werkzeugmaschinen-, Werkzeug- oder Komponentenhersteller entweder selbst oder durch ihre japanischen Repräsentanten in Japan vertreten. Der VDW repräsentierte die deutsche Werkzeugmaschinenindustrie in ihrer Gesamtheit auf einem vom japanischen Verband JMTBA zur Verfügung gestellten Messestand. Speziell für die Messe wurde, wie schon in den Vorjahren, eine Publikation in japanischer Sprache aufgelegt. Diese enthielt die wichtigsten Fakten zur Branche sowie einen Ausstellernachweis, was bei den Besuchern auf breite Resonanz stieß.

In acht Messehallen wurden Werkzeugmaschinen und Komponenten präsentiert, in vier weiteren Hallen Werkzeuge und Zubehör. Wie immer standen Technologien zur Ultrapräzisionbearbeitung, Oberflächenstrukturierung und Superfinishen von Funktions- und Oberflächen im Vordergrund. Auch additive Fertigung hat sich etabliert, wobei die Technolgien in den jeweiligen regulären Auftritt des Anbieters integriert waren.

Internet of Things im Höhenflug

Waren im Jahr 2016 Informationen zum Thema Internet of Things, wie der hierzulande geprägte Begriff von der Industrie 4.0 in Japan tituliert wird, schon praktisch omnipräsent, wurde dies bei der 29. Auflage nochmals übertroffen. Praktisch jeder Stand warb mit entsprechenden Aktivitäten und Leistungen des jeweiligen Maschinen-, Werkzeug- oder Komponentenherstellers. In einer „IoT Challenge for Connect“ hatte der japanische Verband JMTBA über 300 Maschinen auf der Messe an eine zentrale Visualisierung angebunden. Bei genauerem Hinsehen war jedoch rasch zu erkennen, dass es „unter der Haube“ keinen wirklichen Informationsgehalt gab. Die Anbindung war über die großen Steuerungshersteller und führenden Hersteller mit eigenen IoT-Plattformen realisiert worden, eine echte, nachhaltige, offene Konnektivität gab es nicht. Ein weiteres Schlagwort, das an vielen Ständen einen großen Auftritt hatte, war AI (artificial intelligence, künstliche Intelligenz), beispielsweise zur Prozessregelung. Auch hier blieb oftmals die Frage offen, wie viel „echte“ AI in den gezeigten Anwendungen enthalten war. Trotzdem erlangte die Begrifflichkeit eine große Aufmerksamkeit.

Der VDW nutzte die Messe zu zahlreichen Gespräche über die Konnektivitätsinitiative umati, sowohl mit dem japanischen Schwesterverband JMTBA, dem chinesischen Verband CMTBA und zahlreichen Ausstellern. Das Interesse an dem in Entwicklung befindlichen gemeinsamen offenen Kommunikationsstandard, der auf OPC UA basiert, war groß. Mitsubishi Electric konnte als neuer Kooperationspartner im Steuerungsumfeld gewonnen werden, und führende japanische Maschinenhersteller äußerten Interesse und Bereitschaft, sich an umati zu beteiligen.

Ausstellerfeedback überwiegend positiv

Gespräche mit deutschen Ausstellern offenbarten aus Unternehmenssicht überwiegend positive Meinungen zum Erfolg der Messe. Erfreulich war, dass die Messeorganisatoren diesmal eine technologieorientierte Aufplanung realisiert hatten. Entsprechend war die Zufriedenheit bezüglich der Standplatzierung gestiegen, wenn auch nach wie vor die räumliche Enge des Messegeländes einige Wünsche offenlässt.

Die nächste JIMTOF findet zum ungewöhnlichen Zeitpunkt 07. bis 12. Dezember 2020 statt. Der Grund für den deutlich späteren Termin ist, dass das Messegelände Big Sight für die olympischen und paralympischen Spiele 2020 als Medienzentrum dient.

Autor und Bild: Dr. Alexander Broos, VDW

 


Digitalisierung macht Instandhaltung mobil: Zustandsüberwachung autonomer Maschinen ist komplexes Thema

Die Digitalisierung hält zunehmend auch in der Instandhaltung Einzug. Während das Thema vor ein paar Jahren automatisch mit einem Blaumann assoziiert wurde, werden heute digitale Services und mobile Endgeräte wie Tablets und Datenbrillen immer selbstverständlicher. Beispiele dafür präsentieren die Aussteller auf der EMO Hannover 2019.

Die Smart Factory und die damit verbundene Digitalisierung bieten vielfältiges Potenzial für eine nachhaltige, prädiktive Instandhaltung. Doch welche Vorteile ergeben sich daraus für die Unternehmen? Und welche Voraussetzungen müssen geschaffen werden, damit der Datenaustausch zur Planung, Abwicklung und Dokumentation von Instandhaltungsmaßnahmen reibungslos funktioniert?

Fest steht: Instandhalter sind immer Dienstleister der Produktion – auch wenn sich das Berufsbild in den vergangenen Jahren stark gewandelt hat. „Instandhalter sind heute nicht mehr nur diejenigen, die gerufen werden, wenn die Maschine ein mechanisches, hydraulisches oder pneumatisches Problem hat, dass zu einem Maschinenstillstand geführt hat“, erklärt Peter Strohm, Projektmanager Global Service bei der Emag Systems GmbH. „Vielmehr ist es wichtig, dass ein guter Instandhalter seine Maschinen hard- und softwareseitig bestens kennt, um vorausschauend Reparaturen zu planen und benötigtes Material zu beschaffen. Hierbei helfen ihm zunehmend digitale Services, die ihn bei der Überwachung des Zustands seiner Maschinen unterstützen. Schon beim Maschinenkauf sollten

Unternehmen darauf achten, dass der Hersteller Servicelösungen anbietet, die auf den individuellen Bedarf zugeschnitten sind. Emag reagiert hier flexibel: „Wir bieten unseren Kunden die Instandhaltung durch unsere eigenen Spezialisten an, aber wir unterstützen auch die Kunden, die das Thema selbst abdecken möchten. Grundsätzlich ist jedoch wichtig, dass für jede Lösung Zukunftssicherheit im Hinblick auf Digitalisierung besteht“, sagt Strohm.

Managementwerkzeug für die Strukturierung der Instandhaltung

Doch wie sollte ein Unternehmen seine Instandhaltungsprozesse möglichst nachvollziehbar konzipieren und umsetzen? Ein neuer EU-Standard gilt hier als Managementwerkzeug: Die DIN EN 17007:2017 strukturiert und beschreibt die typischen Prozesse der Instandhaltung eines Unternehmens in allgemeingültiger Form. Diese Prozesse dienen als Referenz, um beispielsweise die eigenen Prozesse mit den Leistungen von Dienstleistern aufeinander abzustimmen oder sich mit anderen Unternehmen zu vergleichen. Das Regelwerk bietet darüber hinaus Hinweise für geeignete Kennzahlen zur Messung der einzelnen Instandhaltungsprozesse.

Die DIN EN 17007:2017 basiert auf einem französischen Standard und wurde in Zusammenarbeit mit mehreren europäischen Ländern umfassend erweitert. In Deutschland haben Instandhaltungsverantwortliche aus unterschiedlichen Unternehmen der Fertigungs- und Prozessindustrie an der Entwicklung mitgewirkt. Einer, der federführend daran beteiligt war, ist Prof. Dr. Lennart Brumby, Studiengangsleiter Service-Ingenieurwesen an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg in Mannheim.

Referenzprozesse für die wesentlichen Abläufe der Instandhaltung

„In der vernetzten Arbeitswelt der Industrie 4.0 wird es wichtig sein, neben aufein-ander abgestimmten Informationssystemen auch die jeweiligen Unternehmensprozesse aufeinander abzustimmen. Die Instandhaltung als Vorreiter der Industrie 4.0 braucht daher Referenzprozesse für die wesentlichen Abläufe, sowohl für die Kernprozesse der reaktiven und korrektiven Instandhaltung als auch für die vielfältigen Unterstützungsprozesse. Nur so kann die Vernetzung gelingen“, unterstreicht er die Notwendigkeit einer strukturierten und vergleichbaren Vorgehensweise.

„Die Norm ist wie alle Normen nicht verpflichtend in der Anwendung. Wohl aber ist es für jedes Unternehmen ratsam, die eigenen Prozesse der Instandhaltung auf die Prozesse der DIN EN 17007:2017 anzupassen. Nur so werden Unternehmen für die Welt der Industrie 4.0 gewappnet sein“, erläutert Brumby die Relevanz. Zum Anwendungsumfang sagt er: „Die DIN EN 17007:2017 beschreibt nicht nur die klassischen Kernprozesse der Instandhaltung, wie Reparatur und vorbeugende Wartung, sondern beinhaltet auch die vielen begleitenden, unterstützenden Prozesse, ohne die die Instandhaltung nicht funktionieren würde. Und es werden die vielen Verknüpfungen und Informationsflüsse zwischen diesen Prozessen aufgezeigt. Denn gerade in der Abstimmung und Vernetzung der Prozesse liegt in der Regel ein großes Optimierungspotenzial.“

Versagensfälle bei Achsen und Spindeln voraussagen

Im täglichen Prozess orientieren sich die Unternehmen ganz praktisch an der neuen Norm. „Bei Emag arbeiten wir seit einiger Zeit an einem Produkt, das eine Verschleißanalyse der Achsen und Spindeln der Maschine mittels Vibrationssensor ermöglicht. Bei einem definierten Trockenlauf der Maschine können wir zukünftig mit Hilfe eines Algorithmus auswerten, welche Komponenten der Maschine demnächst versagen werden, um den Instandhalter optimal bei seiner Reparatur- und Wartungsplanung zu unterstützen“, nennt Fachmann Peter Strohm ein Beispiel. Ziel dieser vorbeugenden und vorausschauenden Instandhaltung – auch Preventive und Predictive Maintenance genannt – ist es, Stillstände künftig komplett zu verhindern. In der Praxis hat sich das Emag-System bereits bewährt, denn es läuft derzeit erfolgreich bei Pilotkunden im Testbetrieb.

Ein weiteres Beispiel ist eine Service-App von Emag. „Damit ist es für Instandhalter ein Leichtes, mit unserem Service in Kontakt zu treten. Durch den Scan eines QR-Codes an neuen Emag-Maschinen erkennt die App den Maschinentyp und den Standort und kann den richtigen Service-Ansprechpartner bestimmen. Alte Maschinen werden ohne Altersgrenze kostenlos nachgerüstet“, erklärt Strohm. Wahlweise können die Kunden dann telefonisch, per Mail oder per Live-Videochat mit den Spezialisten in Verbindung treten.

Das Know-how rund um die Analyse der vielen Sensor- und Produktionsdaten hat für Emag eine strategische Bedeutung. Vor diesem Hintergrund übernahm die Emag Gruppe im September eine Minderheitsbeteiligung am Unternehmen anacision, einem Spezialisten für Datenanalyse mit Sitz in Karlsruhe. Die Partner entwickeln gemeinsam Softwarelösungen für den Werkzeugmaschinenbau – zum Beispiel im Bereich der vorausschauenden Wartung. „Wir betrachten unsere Minderheitsbeteiligung an anacision als Startschuss für eine weitreichende strategische Entwicklungspartnerschaft im Bereich Industrie 4.0“, sagt Markus Heßbrüggen, CEO der Emag Gruppe.

Unternehmen müssen ihre Mitarbeiter qualifizieren

Doch die Fachleute müssen heute nicht nur Maschinen und Automatisierungssysteme instand halten und optimieren. Sie müssen auch dafür sorgen, dass die Systeme untereinander kommunizieren. Zudem müssen über die Schnittstellen hinweg Datenanalysen möglich sein. Damit soll letztendlich weiteres Effizienzpotenzial für die Auswahl geeigneter Maßnahmen identifiziert werden.

Gerade die Schnittstelle zwischen IT und Instandhaltung ist ein wichtiger Eckpfeiler der modernen Instandhaltung. „Hier liegt auch eine große Herausforderung für die Unternehmen, denn sie müssen in diesem komplexen Umfeld die entsprechenden Qualifikationen für die Mitarbeiter schaffen“, sagt Dr. Jens Reichel, Leiter Technische Dienstleistungen & Energie bei der thyssenkrupp Steel Europe AG in Duisburg. Insbesondere vor dem Hintergrund, dass IT-Fachkräfte auf dem Arbeitsmarkt sehr begehrt sind, sei dies mitunter schwierig.

Datensicherheit für alle Beteiligten gewährleisten

Ein weiterer wichtiger Punkt bei der digitalisierten, mobilen Instandhaltung ist für Reichel das Thema Datensicherheit. Smart Services werden heute häufig so realisiert, dass ein Produktionsunternehmen über eine Schnittstelle eine Cloud mit den Produktionsdaten füttert. Dort werden im Hintergrund entsprechende Analysen durchgeführt, die dann wiederum Rückschlüsse auf das Anlagengeschehen zulassen, aber auch auf mögliche Ausfälle hinweisen. „Viele Produktionsunternehmen tun sich schwer damit, Dritte in die eigenen Daten hineinschauen zu lassen. Einerseits weil dadurch Rückschlüsse auf Prozessparameter möglich sind und damit Unternehmens-Know-how preisgegebenwird. Andererseits werden Zugangskanäle in die Produktionsabläufe geöffnet, die zu Missbrauch führen könnten“, weiß Reichel.

Um dem entgegenzuwirken, werden sehr dezidierte Filter für die geöffneten Kanäle geschaffen, die so genannten Firewalls. Mit diesen sorgen Unternehmen dafür, dass Intrusionen weniger einfach möglich sind. Ein zweiter Weg ist, die Datenöffnung ganz gezielt nur soweit vorzunehmen, wie es der jeweilige Fall erfordert. Das heißt, dass die zur Verfügung stehenden Daten vorher gefiltert werden, um sie auf genau das Maß zu reduzieren, welches für die vorgesehene Analyse erforderlich ist. In diesem Fall müssen Mitarbeiter dafür sensibilisiert werden, an den entsprechenden Schnittstellen die notwendigen Sicherheitsprozeduren zu installieren. „Wichtig ist letztendlich das Bewusstsein dafür, dass ich mich mit der Instandhaltung in einem Bereich des schützenwerten Unternehmens-Know-hows befinde“, betont Reichel die Bedeutung der Thematik.

Werkzeugmaschinenbauer Emag gewährleistet die Daten- und Zugriffssicherheit, indem der Abgriff von definierten Daten mit einem separaten Auswerte-PC an der Maschinensteuerung erfolgt. „Dieser schreibt die Daten auf einen lokalen Server beim Kunden. Der Kunde kann dann entscheiden, ob und welche Daten mit einem Cloud-Server synchronisiert werden. Dadurch ist die Maschinensteuerung nicht direkt mit dem Internet verbunden und der Kunde hat die freie Wahl, wie er mit seinen Daten verfahren möchte“, erläutert Projektmanager Peter Strohm.

Passgenaues Condition Monitoring sichert Marktvorteile

Doch Instandhaltung bietet in einigen Punkten auch zusätzliches Effizienzpotenzial. Bei thyssenkrupp Steel setzen sich die Fachleute derzeit damit auseinander, wie Condition Monitoring-Systeme dahingehend weiterentwickelt werden können, dass sie mit Daten aus der Prozessführung, den Prozessautomatisierungssystemen und aus dem Qualitätsmanagement gekoppelt werden können. „Ziel ist es, Rückschlüsse darauf zu ziehen, wie die Anlage optimal gefahren werden kann, also entweder standzeitoptimiert oder je nach Teilespektrum mit höchst möglichem Durchsatz oder mit bestmöglicher Qualität“, erklärt  Reichel.

Fest steht: Instandhaltung ist heute ein sehr komplexes Thema, das viele Potenziale für Effizienzsteigerungen bietet, aber auch mit vielen Herausforderungen einhergeht. Dem will die neue DIN EN 17007:2017 gerecht werden und praktische Orientierungshilfe bieten. Brumby unterstreicht das: „Es gab bislang keine derart umfassende Beschreibung der Prozesse der Instandhaltung. Frühere Beschreibungen haben immer nur Teilaspekte der Instandhaltung abgebildet. Die Vernetzung der Prozesse, in der die eigentliche Komplexität der Instandhaltung liegt, wurde jedoch oftmals ausgeblendet.“

Autorin: Annedore Bose-Munde, Fachjournalistin aus Erfurt

Bildquelle: Emag (1), thyssenkrupp (2), thyssenkrupp (3)